Remscheid Töchter suchen ihren Vater

Remscheid · Seit drei Wochen wird Günther Berens vermisst. Kinder hoffen auf Lebenszeichen.

 Mit einem Plakat suchen Annabell (l.) und Alexandra in Remscheid und Umgebung nach ihrem vermissten Vater Günther Berens. "Wer auch nur den kleinsten Hinweis hat, soll sich melden", sagt Alexandra.

Mit einem Plakat suchen Annabell (l.) und Alexandra in Remscheid und Umgebung nach ihrem vermissten Vater Günther Berens. "Wer auch nur den kleinsten Hinweis hat, soll sich melden", sagt Alexandra.

Foto: jürgen moll

Jeden Tag geht Annabelle Berens zu ihrem Briefkasten, öffnet ihn, und wird enttäuscht. So geht es seit rund drei Wochen, Tag für Tag. Annabelle hofft auf ein Lebenszeichen von ihrem Vater Günther. "Vielleicht schickt er ja einen Brief, in dem er schreibt, dass es ihm gut geht", sagt sie. Seit dem Abend des 11. September wird Günther Berens vermisst. Seine Töchter - Annabelle, 29, und Alexandra, zwei Jahre jünger - suchen seit jenem Sonntag nach ihm. Die Hoffnung, dass ihr Vater noch lebt, haben sie nicht aufgegeben.

Das letzte Lebenszeichen, das Berens von sich gab, war eine Sms. Die verschickte er an seine Frau, von der er seit gut einem Jahr getrennt lebt, und ein paar enge Freunde. Der Inhalt der Nachricht, so sagt seine Frau, lasse sich in viele Richtungen interpretieren - vom Abschied in ein neues bis zum Abschied aus dem ganzen Leben.

Berens' Töchter beschreiben ihn als einen in sich gekehrten Mann. Warum er verschwunden ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Ein möglicher Grund könnte die Trennung von seiner Frau sein. Wenn seine Töchter ihn besuchten, sprachen die drei vor allem über dieses Thema. "Er hatte daran zu knabbern", sagt Alexandra. Sie war es auch, die ihn zuletzt gesehen hat. "Am Freitag vor seinem Verschwinden war ich noch bei ihm. Er hat sich für meine Besuch bedankt und mich umarmt", erinnert sich Alexandra. Dann bot sie ihm ein Treffen in ihrer Wohnung an. Berens sagte "Ja" - und verschwand zwei Tage später.

In den ersten Tagen nach jenem Sonntag suchte die Polizei mit Suchhunden und Einsatzkräften der Hundestaffel nach Günther Berens. Ein Aufruf der Polizei brachte mehrere Hinweise aus der Bevölkerung. "Einmal soll er spazierend im Wald gesehen worden sein, ein anderes mal meldete sich eine Frau, die sagte, er habe an ihrer Tür geklingelt und nach einer Toilette gefragt", sagt Alexandra. Beide Spuren verliefen sich im Sand.

Günther Berens ist kein Einzelfall. Immer wieder verschwinden Menschen im Bergischen. "Jedes Jahr etwa 2000", sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Häufig handele es sich um Kinder, die sich verlaufen haben, Jugendliche, die von zuhause abhauen oder auch Demenzkranke. Meistens werden die Gesuchten jedoch wieder gefunden "In gut 95 Prozent der Fälle tauchen sie wieder auf", sagt Weiand.

Von Günther Berens aber fehlt bislang jede Spur. Zwei Tage nach dem Verschwinden haben die Töchter ein Such-Plakat in Remscheid um Umgebung verteilt - "vor allem an Orten, an denen er gern war, auch mit uns", sagt Alexandra. Ein Facebook-Video, mit dem sich die beiden an ihren Vater und an die Bevölkerung wenden, hat mittlerweile rund 81.000 Klicks. Darin schreiben sie: "Komm nach Hause... Wir brauchen Dich!"

Hinweise zum Aufenthalt von Günther B. bitte an die Polizei unter Tel. 02022840 oder der Notrufnummer 110.

(tsp)
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