Remscheid Textile Bilder wecken Erinnerungen

Remscheid · Unter dem Titel "geo-metrisch" zeigen Katja Wickert und Sylvie Hauptvogel ihre Arbeiten in der Central.Galerie.

 Katja Wickert (l.) und Sylvie Hauptvogel - hier mit Galerie-Inhaber Klaus Küster und vor den Motiven " Schürzenreigen 3" (r.) und "Ohne Titel" - experimentieren mit Stoffen, Wolle und Farben. Ihre Ausstellung wurde am Wochenende eröffnet.

Katja Wickert (l.) und Sylvie Hauptvogel - hier mit Galerie-Inhaber Klaus Küster und vor den Motiven " Schürzenreigen 3" (r.) und "Ohne Titel" - experimentieren mit Stoffen, Wolle und Farben. Ihre Ausstellung wurde am Wochenende eröffnet.

Foto: jürgen moll

Als "Einheit in Gegensätzen" und "Dialog, der sich lohnt", bezeichnet Klaus Küster das Spannungsfeld der aktuellen Ausstellung in seiner Central.Galerie. Unter dem Titel "geo-metrisch" zeigen Katja Wickert und Sylvie Hauptvogel einen Ausschnitt ihres künstlerischen Schaffens, von dem sich die Besucher erstmals bei der Vernissage gestern Nachmittag ein Bild machen konnten.

Zwischen ihren Arbeiten gibt es Parallelen, aber auch einige Unterschiede, wie Galerist Küster und auch die beiden Künstlerinnen selbst feststellen. Beiden ist das verwendete Material sehr wichtig. Sylvie Hauptvogel setzt dabei auf eine Verbindung zwischen Erinnern und neuer Gestaltung. Aus bunten Taschentüchern - gestreift, geblümt oder bestickt - hat sie eine Serie erstellt. Alle Stoffquadrate haben die gleiche Größe und tragen als Aufschrift den Spruch "Lass Dein Haar herab und schenk mir eine Locke". An jedem Tuch baumelt an der Seite ein rosa Lockenwickler. Wenn ein Mensch einem anderen eine Haarlocke schenke, sei dies etwas sehr Persönliches, sagt Sylvie Hauptvogel.

Weiterhin hat sie gebrauchte Wolldecken mit Merinowolle eingefilzt. Ein recht harter Schnitt gibt den Blick auf die bunten Decken frei. Hier werden Erinnerungen an vertrautes Material bewahrt, das seinem Nutzer gute Dienste geleistet hat. Genauso entsinnt sich der Betrachter beim Blick auf die aus halben Schürzen gestaltete Skulptur an Oma oder Mutter, wie sie alltäglich in der Küche standen oder Hausarbeiten verrichteten. "Es geht mir um die Allgemeingültigkeit, um das kollektive Gedächtnis, das wir alle haben", erklärt die Künstlerin.

Auch Katja Wickert nutzt Stoffe, die aber eher aus dem industriellen Kontext stammen. Ihre Formsprache ist klar, weniger verspielt. Aus der Ferne betrachtet wirken ihren Bilder aus gespannten Stoffen wie mit dem Pinsel gemalt. Die dem Polyester ähnliche Kunstfaser zur Herstellung von Schutzkleidung ist transparent, erhält aber durch den Farbauftrag eine veränderte Struktur. "Ich finde es spannend, mit dem Material zu arbeiten und dann zu sehen, wie es sich verhält und verändert", erzählt die Künstlerin, die auf dem Honsberg in Remscheid ihr Atelier hat. So setzt sie etwa Asche, Öl- und Acrylfarben, aber auch Kalkmilch ein, um in einem experimentellen Prozess Ergebnisse zu entwickeln. So enthält der Stoff etwa durch die Verwendung von Wachs wiederum einen völlig veränderten Ausdruck. "Ich möchte den gesteuerten Zufall einbeziehen", beschreibt Katja Wickert ihre Vorgehensweise. Beide Künstlerinnen kennen sich noch nicht lange, haben aber festgestellt, dass es in ihrer Vita eine erstaunliche Parallele gibt. Beide widmen sich der Kunst, die in ihrem Leben breiten Raum einnimmt, professionell. Genauso sind beide approbierte Apothekerinnen. "Das ermöglicht uns die Freiheit und Flexibilität, uns der künstlerischen Arbeit intensiv zuzuwenden", erklärt Katja Wickert.

Die Ausstellung "geo-metrisch" ist bis 8. Juni, mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr, in der Central.Galerie, Burger Straße 11 geöffnet, oder nach Terminvereinbarung mit Klaus Küster unter Telefon 02191 35229.

(RP)
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