Remscheid Tafel braucht Spenden zum Überleben

Remscheid · Um 60 Prozent sind die Zuwendungen im vorigen Jahr eingebrochen. Ehrenamtliche Fahrer sind schwer zu finden.

 Lebensmittel wie Obst und gemüse sind teuer. Menschen mit wenig Einkommen erhalten an den Ausgabestellen der Tafel - wie hier im Vaßbendersaal - Frischwaren.

Lebensmittel wie Obst und gemüse sind teuer. Menschen mit wenig Einkommen erhalten an den Ausgabestellen der Tafel - wie hier im Vaßbendersaal - Frischwaren.

Foto: HN

Mit den Spenden der Remscheider Bürger und Firmen konnte die Tafel bisher immer wirtschaftlich arbeiten. Der Verein teilt Lebensmittel an acht Ausgabestellen in der Stadt an Menschen aus, die sonst kaum über die Runden kommen. In Remscheid leben zurzeit 2500 Menschen, die diese Hilfe in Anspruch nehmen.

Doch im vorigen Jahr brach die wichtigste Einnahmequelle des gemeinnützigen Vereins zusammen. "Wir haben an Spenden einen Rückgang von über 60 Prozent", sagte Vorsitzender Oliver Witte gestern in einem Pressegespräch. In Zeiten der Flüchtlingskrise waren in dieser Zeit viele Spendensammler unterwegs. Da ist die Tafel ähnlich wie der Verein "Möhrchen" nicht mehr so wie gewohnt bedient worden. Beide kämpfen ums Überleben.

Das Problem für die Tafel: Wenn sie nicht etwa 130 000 Euro im Jahr auf dem Konto hat, bricht ihre Infrastruktur zusammen - und die Hilfe für arme Menschen wäre gescheitert.

Die Bezahlung der vier festangestellten zähle zu den Hauptproblemen des Vereins. Seitdem die Finanzierung der früheren Langzeitarbeitslosen durch das EU-Bürgergeld ausgelaufen ist, bezahlt der Verein die Mitarbeiter aus eigener Tasche. "Solange die Spenden vorhanden waren, ist dies kein Problem gewesen", sagte Witte. Doch nach dem Einbruch wird es finanziell eng. Es droht die Insolvenz. Die Fahrer zu entlassen wäre aus Sicht von Witte auch das Ende der Tafel. Es gäbe keine Ware mehr, die man verteilen könnte. Denn ehrenamtliche Fahrer zu finden, die sich zuverlässig bereiterklären, jeden Morgen von sieben Uhr bis 12 Uhr an etwa 15 Geschäften Lebensmittel abzuholen und an den Ausgabestellen abzuladen, sei bisher nicht möglich gewesen. "Dafür finden wir keine Leute", sagt Witte. Gäbe es einen Pool von 15 Ehrenamtlern, so dass die Arbeit für die Freiwilligen auf viele Schultern verteilt würde, sehe die Lage anders aus. Doch davon ist der Verein weit entfernt.

Um die Einnahmen zu erhöhen, müssen die Besucher der Tafel nun drei Euro statt bisher zwei Euro für die Lebensmittel bezahlen. Das bringt gesicherte Einnahmen von 63.000 Euro. Auch die 60 Mitglieder des Vereins sollen um höhere Mitgliedsbeiträge gebeten werden. Zudem möchte die Tafel moderate Gewinne erzielen, indem sie verschiedene Waren verkauft. Um die Personalkosten weiter zu senken, will man sich bemühen, die zwei Stellen für den Bundesfreiwilligendienst zu besetzen. Außerdem wirbt man um Praktikanten an der Bergischen Universität. In einem Gespräch mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Sozialdezernent Thomas Neuhaus sollen die neuen Pläne mit der Stadt in der nächsten Woche besprochen werden. Beide haben immer wieder betont, dass die Arbeit der Tafel unverzichtbar sei.

(RP)
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