Remscheid Suche nach dem Universalklang

Remscheid · Beeindruckendes Erinnerungskonzert für Wolfgang Heitmann (1943-2015).

Sanft "groovte" Erinnerung durch den Gemeindesaal der Pauluskirche auf dem Remscheider Hasten. Erinnerung an eine Zeit der Musik- und Kunstschule Remscheid, als Jazz, Beat und Klassik von Schülern aller Kategorien und Altersgruppen zur glücklichen Einheit fanden. Sogartige Rhythmik in Wolfgang Heitmanns "Wild Flowers"-Musik entstand im Spiel von Gitarrist Thomas Brill und Pianist Werner Kämmerling, beides Freunde und Weggenossen des im vorigen Jahr verstorbenen Remscheider Komponisten.

Zum Ensemble gehörten die beiden Musikhochschulstudenten Alexander Waschke am Schlagzeug und Bassist Niklas Beiten. Die jüngeren hatten wie Franz Pembaur selbst, Kantor der Pauluskirche und Organisator der Konzertreihe "Auf dem Hasten", Wolfgang Heitmann persönlich nicht mehr kennengelernt. Aber der Einblick in die Musiknoten habe ihn zu einem Konzert verlockt. Er begrüßte das mehr als 60 Besucher zählende Publikum am Sonntagnachmittag im Gemeindesaal, unter ihnen frühere Kolleginnen und Kollegen der Jugendmusik- und Kunstschule Remscheid, deren stellvertretender Leiter Wolfgang Heitmann bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 war.

Die Suche nach einer wahren "Essenz" des Klangs, nach einem universalen Zusammenklang von Sichtbarem und Hörbarem habe Heitmanns Musik geprägt. So habe er in einem Klavierstück von einem Werk Schönbergs ausgehend, Musik für fünf schwarze und neun weiße Tasten komponiert, analog für den Tag, an dem der in Lennep geborene Nobelpreisträger Röntgen die nach ihm benannten Strahlen entdeckt habe, nämlich 1895.

Wie klingen schwarze Töne, wie weiße? Kompliziert und komplex ist die Klangwelt des Komponisten, der doch bei aller philosophischen Unruhe höchst amüsante Werke schuf. So die "Grünberg-Varianten", die Werner Kämmerling, Heitmanns erster Lehrer und ehemaliger Professor der Musikhochschule Dortmund, mit Temperament und Humor spielte und für das Publikum erklärte, eine mitreißende Parodie auf Bachs Goldberg-Variationen, in verschiedenen Musikstilen von Mozart bis Rachmaninoff.

Von gebrochener, auch augenzwinkernder Romantik erzählte das Geigenspiel von Heitmanns Schülerin Constanze Hetke, im Duo mit Franz Pembaur am Klavier. In satirisch-komische Moritatenwelten führte das Stück mit Gesang, Mimik, Geige und eigenem Lautsprecher-Echo. Miriam Bathe, Wuppertaler Musikhochschulstudentin und Regisseurin des Theaterprojekts "Filidonia" aus dem "Künstlerstadtteil" Remscheid-Honsberg führte es auf. Zu spüren war: Der "Funke" von Heitmanns Musik der "dauernden Variationen" ist auf die jüngere Generation übergesprungen.

Mit "Bobsolation" im Quintettspiel und Kämmerlings Spiel der "Variationen über ein französisches Volkslied" wurde Heitmanns Bandbreite deutlich. Beim Einspielen der Tonaufnahmen "Response from Tau Ceti" und "Kolo" machte Moderatorin Brigitte Schmitz die Erinnerung an seinen "Bigband-"Sound lebendig. Die emeritierte Bonner Professorin für Biochemie hat den Nachlass Heitmanns gesichtet und die Ausstellung über seine Karikaturen, Computergrafiken und Musikdokumentationen in der Zentralbibliothek vorbereitet.

Die Ausstellung wird heute (19.30 Uhr) in der Zentralbibliothek eröffnet.

(RP)
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