Remscheid Stoff und Pappe statt Plastiktüte

Remscheid · Seit Juni müssen Kunden im Einzelhandel fast flächendeckend für Plastiktüten zahlen. Um ihren Verbrauch, wie von der EU-Kommission gefordert, zu reduzieren, haben einige Händler den Tütenpreis angehoben oder sie sogar komplett aus dem Sortiment genommen. Alternativ bieten Händler umweltschonendere Tragetaschen aus Stoff oder Papier an oder wie Edeka Rötzel auch Pappboxen. Haben diese Maßnahmen zur Eindämmung des Plastikmülls schon etwas gebracht? Die BM hat nachgefragt.

 Bei Edeka in Hasten gibt es für Kunden einige Möglichkeiten ohne Plastik zu verstauen. Guido Rötzel zeigt den Pappkarton mit Tragegriffen und Ehefrau Svenja Rötzel eine bunte Stofftasche.

Bei Edeka in Hasten gibt es für Kunden einige Möglichkeiten ohne Plastik zu verstauen. Guido Rötzel zeigt den Pappkarton mit Tragegriffen und Ehefrau Svenja Rötzel eine bunte Stofftasche.

Foto: Jürgen moll

Zwischen zehn und 30 Cent verlangt der Einzelhandel mittlerweile für eine Plastiktragetasche. Da überlegt sich der Kunde doch zweimal, ob er tatsächlich eine Tüte braucht? Das zumindest wollen viele Einzelhändler bemerkt haben: Bei Edeka Rötzel in Hasten ist der Plastikverbrauch seit letztem Jahr beispielsweise um rund 20 Prozent zurückgegangen, berichtet Marktinhaber Guido Rötzel.

Er möchte seine Kunden sensibilisieren: "Plastik ist ein großes Problem im Einzelhandel. Doch beim Verbraucher kommt das erst langsam an." Er hat den Preis der großen Schlaufentaschen aus Plastik erhöht, von 20 auf 30 Cent. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir acht Prozent weniger dieser Taschen verkauft." Das sind in etwa 4000 Tüten weniger im Monat. "Ein riesen Erfolg für uns." Die kleinen Plastiktüten sollen komplett aus seinem Sortiment verschwinden.

Stattdessen setzt er auf wiederverwendbare Tragemöglichkeiten, etwa Papiertüten für 20 Cent, bunte Permanenttragetaschen oder faltbare Mehrwegtaschen ab 3,99 Euro. Auch die stabile Pappbox für einen Euro sei beliebt. "Wir merken schon, dass der Plastikverbrauch zurückgeht und dafür der Umsatz von Papier- und Pappalternativen steigt." Nur beim Gemüse und Obst, wo weiterhin die dünnen Plastikbeutel genutzt werden, sucht Rötzel noch nach einer guten Lösung. "Eigentlich wollen wir komplett darauf verzichten, aber eine bessere Alternative haben wir zurzeit nicht."

Papierspitztüten, wie früher im Tante-Emma-Laden, seien in der Handhabung an der Kasse schwierig. In einigen Edeka-Märkten werden aber bereits Alternativen aus Papier getestet. "Ich würde es sehr begrüßen, bis dahin bleibt mir nur an unsere Kunden zu appellieren." Für Kirschen beispielsweise bliebe keine andere Wahl. "Aber drei Bananen braucht man nicht in einen Plastikbeutel zu stecken."

Kunden, die den Markt, trotz zahlreicher Alternativen, mit Plastiktüten verließen, fühlten sich auf Nachfrage ertappt und wollten sich nicht äußern.

Im Bekleidungshandel bieten die meisten Händler nur noch kostenpflichtige Tüten an. Brigitte Körner, Verkäuferin bei Deichmann im Allee-Center, hat einen Rückgang der Plastiktüten bemerkt: "Nur wenige kaufen bei uns noch eine Tüte. Die meisten kommen mit ihren Stoffbeuteln, Männer, die spontaner einkaufen, nehmen ihre Schuhe oft auch nur im Karton mit." Die meisten hätten Verständnis für die Maßnahme. Nur der Herren-Modeausstatter Engbers scheint noch einer der wenigen Händler im Allee Center zu sein, der kostenlose Plastiktüten herausgibt. Das jedoch nicht mehr lange, bestätigte Filialleiterin Martina Huch auf BM-Anfrage: "Es gehört zu unserem Kundenservice. Wir möchten nicht, dass unsere Kunden die Ware unterm Arm nach Hause tragen." Doch auch Engbers arbeite an einer umweltfreundlicheren Lösung.

(RP)
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