Remscheid Stimmungsvoller Auftakt zum Orgelsommer

Remscheid · Der Orgelsommer in der Kirche der Evangelischen Stiftung Tannenhof gehört seit fast 30 Jahren zu den wichtigen kulturellen Eckpfeilern in Lüttringhausen. Zum Auftakt des 29. Orgelsommers am Mittwochabend war mit Simon Botschen der Kantor im Seelsorgebereich St. Laurentius in Wuppertal-Elberfeld vom Tal auf die Höhe gekommen, um die etwa 80 Besucher mit seinem abwechslungsreichen Programm auf eine Reise durch die vergangenen Jahrhunderte zu nehmen.

Das Motto des 29. Orgelsommers war dabei durchaus spannend und ließ Einiges erwarten. Denn, passend zum Lutherjahr, solle es in Konzerten an fünf Terminen um das Spannungsfeld rund um die "Reformation und die katholische Kirchenmusik" gehen. Den Anfang der guten Dreiviertelstunde Orgelmusik markierte dabei ein nicht spezifisch geistliches Werk des französischen Organisten und Komponisten Louis-Nicolas Clérambault, der im Jahr 1676 in Paris geboren wurde. Aus dem "Livre d'orgue" stammte die siebenteilige "Suite du deuxième ton". Dabei zeigte sich bereits deutlich, wie sich Botschen in den teils meditativen Klang seines Orgelspiels zu vertiefen wusste. Es machte einmal mehr deutlich, wie zutiefst spirituell Orgelmusik doch ist, noch dazu in einem so friedlich-andächtigen Umfeld wie dem eines Kirchenraums.

Aus Johann Sebastian Bachs "Orgelbüchlein" war das zweite Werk des Abends entlehnt, das erste "Vater unser im Himmelreich" - zwei weitere sollten folgen -, das in einem ganz kleinen Stück das Genie Bachs eindrucksvoll zu Gehör brachte. Ein gutes Stück in Richtung Moderne ging es dann mit Felix Mendelssohn-Bartholdys wunderbarer und sehr melancholischer Orgelsonate in c-moll. Bei dem Werk, das mit einem etwas an die oft gespielten Meditationsmelodien während der Kommunionverteilung im Gottesdienst erinnernden ersten Satz "Grave-Adagio" begann, schaffte es der Organist aus Wuppertal, mit dem singenden Klang seines Instruments den Zuhörer mitten in der Seele zu treffen.

Max Reger, dessen vielfältige Orgelwerke nicht nur von ihm selbst als technisch sehr schwer zu spielen eingestuft wurden, kam mit dem zweiten "Vater unser im Himmelreich" des Abends zu Gehör. Botschen meisterte den Reger indes ebenso bravourös, wie er es im Anschluss mit dem dritten "Vater unser im Himmelreich" tat, das in dieser Form von Dietrich Buxtehude komponiert worden ist. Von dem 1637 geborenen Komponisten wurde auch noch das "Praeludium in g-Moll" gebracht, ehe Botschen mit César Francks "Troisème Choral en La Mineur" einen wunderschönen Schlusspunkt setzte.

Am kommenden Mittwoch, 9. August, 19 Uhr, ist Dr. Michal Markuszewski aus Warschau beim 29. Orgelsommer zu Gast. Eintritt frei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort