Remscheid Steinberg punktet mit dem Nuscheltrio

Remscheid · Der Kabarettist überzeugte in der Klosterkirche mit seinem Programm "Gib dem Unsinn das Kommando".

Der Kabarettist Rene Steinberg bei seinem Auftritt in der Klosterkirche.

Der Kabarettist Rene Steinberg bei seinem Auftritt in der Klosterkirche.

Foto: Nico Hertgen

Wie kann ein Comedian, den man eigentlich nur aus dem Radio kennt und dort für meist kurze Sketche von maximal zwei Minuten Länge zu hören ist, live und abendfüllend auf einer Kleinkunstbühne bestehen? Geht das überhaupt - oder wird der Künstler stets auf seine Radio-Rolle reduziert? René Steinberg ist am Mittwochabend mit seinem aktuellen zweiten Solo-Programm "Gebt dem Unsinn das Kommando!" in der vollbesetzten Klosterkirche angetreten, um zu beweisen, dass das sehr wohl geht. Das dankbare und gutgelaunte Publikum half dem Mülheimer Comedian dabei - und wurde mit Gags am laufenden Band und einem sich von Minute zu Minute steigernden Steinberg belohnt.

Dabei ging es noch ganz "typisch" los. Denn mit einem launigen "Hallo, Lennep!", quasi aus dem Nichts kommend, startete Steinberg in sein Programm. Aber wo war er abgeblieben? Mit Kopfmikro ausgestattet stand er in der letzten Reihe der Klosterkirche und freute sich diebisch darüber, dass so mancher Besucher zwar winkte, sich aber nicht umdrehte. Immerhin geschah das nicht wegen eines Fauxpas', der Steinberg bei seinem letzten Besuch in der Klosterkirche vor zwei Jahren noch unterlaufen war: "Ich habe dazugelernt", sagte er schmunzelnd und fügte gleich hinzu, was es denn war, das er gelernt hatte: "Und zwar, klar und deutlich: 'Hallo, Lennep!' zu sagen." Und keinesfalls mit "Hallo, Remscheid!" in den Abend einzusteigen. "Damit bin ich vor zwei Jahren ziemlich auf die Nase gefallen", kalauerte der ebenfalls bestens gelaunte Steinberg.

Natürlich hatte er auch seine aus dem Radio bekannten Figuren im Gepäck, etwa die des ewigen Merkel-Schleimbeutels Ronald Pofalla, dessen finanziellen Aufstieg in den DB-Vorstand er ebenso bissig kommentierte wie die Dauerbaustellen auf den Autobahnen des Ruhrgebiets: "Hier heißt das nicht Autobahn, sondern Autostand. Und zwar direkt nach der Auffahrt." Ungewollt, weil vermutlich schon in Fleisch und Blut übergegangen, kam immer wieder seine Paraderadiorolle, die des französischen Schwerenöter-Ex-Präsidenten-und-Cremeschnitten-Gatten Sarko de Funes durch. Zumindest stimmlich. Und da konnten die aufmerksamen WDR2-Hörer sich das Schmunzeln auch nicht mehr verkneifen, egal, ob das, was Herr Steinberg da gerade so sagte, witzig war oder eher ernst.

Gewollt hingegen waren die Reminiszenzen an den Tatort. Herrlich etwa der "Trailer" für den neuen Schimanski-Tatort, in dem das Ruhrpott-Raubein zum zahnlosen Veganer mutierte, der im Bioladen einen Selleriestängel-Mord aufzuklären hat.

Und auch die Einführung des Hamburger Nuschel-Trios Till Schweiger, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer war schlicht brillant. Das war so gut, da waren dann auch so manche eher flachen Gags nicht weiter schlimm. Denn unterm Strich stimmte die Bilanz: Viel zum Lachen, jede Menge Kurzweil und viel Unterhaltung.

(RP)
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