Ansichtssache Starkes Fundament in den goldenen Jahren legen

Meinung | Remscheid · Es gibt viel Bewegung in der Stadt. Nach Jahren des Stillstands und Niedergangs fühlt sich dies ungewohnt, aber gut an – und lässt zuversichtlich ins neue Jahr blicken.

Es gibt viel Bewegung in der Stadt. Nach Jahren des Stillstands und Niedergangs fühlt sich dies ungewohnt, aber gut an — und lässt zuversichtlich ins neue Jahr blicken.

Wenn alles so kommt wie geplant, zeigt die Stadt in 365 Tagen ein anderes Gesicht. Am Bahnhof steht ein Multiplex-Kino, am Markt lockt eine kleine Bühne die Kabarettliebhaber, in der Böker-Villa zieht neues Leben ein, Bagger nehmen auf dem DOC-Gelände in Lennep ihre Arbeit auf, in der Dreifachsporthalle des Röntgen-Gymnasiums gibt es modernen Sportunterricht, von der zukünftigen Gestaltung des Ebertplatzes liegen genaue Pläne vor, das Haus Cleff im Historischen Zentrum nimmt langsam Konturen an, die Musikliebhaber freuen sich auf einen neuen Generalmusikdirektor, die künstlerische Leitung des Teo Otto Theaters übernehmen neue Hände, der Ausbau der Kindertagesstätten macht zügige Fortschritte, der Brunnen vorm Allee-Center ist keine Baustelle mehr, die Unternehmen steigern ihre Umsätze im achten Jahr in Folge, das Berufsbildungszentrum (BZI) erweitert sich großflächig, und die Stadt schafft ohne Probleme den Haushaltsausgleich.

Es gibt viel Bewegung in der Stadt. Nach Jahren des Stillstands und Niedergangs fühlt sich dies ungewohnt, aber gut an — und lässt zuversichtlich ins neue Jahr blicken. Es wäre aber unverantwortlich zu sagen: Es läuft, weiter so. Für drei wichtige Fragen gibt es noch keine überzeugenden Antworten. Wie kann es gelingen, die seit Jahren konstante Zahl von 11.000 Menschen zu senken, die Hartz IV beziehen? Wenn es nicht in diesen wirtschaftlichen Boom-Zeiten gelingt, wann dann?

Die Bürger dieser Stadt werden immer älter und die Armut im Alter wird immer deutlicher? Welche Strategien verfolgt die Kommune, damit Remscheid für Senioren eine Stadt wird, in der sie gerne leben wollen. Die Schaffung eines Seniorenbüros kann nur ein erster Schritt sein. Der Fachkräftemangel gehört zu den zentralen Themen der Wirtschaftspolitik. Es klingt schon einigermaßen verwunderlich, wenn einige Unternehmer sich nun überrascht zeigen, dass ihnen gute Leute fehlen. Seit Jahren wird er prognostiziert. Der Wirtschaftsstandort Remscheid ist gefährdet, wenn die Unternehmer keine Facharbeiter mehr finden. Ohne eine starke Wirtschaft hat Remscheid nur eine sehr bescheidene Zukunft.

Vielleicht wird man die Zeiten von 2011 bis 2020 mal die "goldenen Jahre" nennen. Sie sollten nicht nur genutzt werden, um in Steine und Beton zu investieren, sondern auch, um ein starkes Fundament für einen bürgerlichen Zusammenhalt zu legen.

(RP)
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