Remscheid Stadtwerke setzen auf Elektromobilität

Remscheid · Bislang spielen Autos mit dem vergleichsweise sauberen Antrieb in der Stadt keine Rolle. Der Energieversorger will für die in Zukunft erwartete größere Nachfrage aber gerüstet sein. Dies ist auch eine Herausforderung für das Stromnetz.

Eine eigene Tankstelle nur für mich? Für Inhaber eines Autos mit Verbrennungsmotor ist das eine Traumvorstellung. Für Besitzer eines Elektroautos ist sie in Remscheid dagegen fast Realität. Pro vorhandenem Ladepunkt sind hier aktuell gerade mal 6,7 Autos unterwegs. Insgesamt sind nur 40 Pkw dieser Bauart hier angemeldet.

Nur eine von vielen verblüffenden Zahlen, die Klaus Günther-Blombach, Geschäftsbereichsleiter Markt und Vertrieb bei der Stadtwerketochter EWR, am Dienstagabend im Umweltausschuss der Stadt präsentierte.

"Die Elektromobilität wird zukünftig eine wichtige Rolle im Individualverkehr einnehmen" heißt gleichwohl eine zentrale These, nach der der Remscheider Energieversorger seine Strategie ausrichtet. So sollen sich bald zwei weitere Ladesäulen zu den bereits drei vorhandenen im Stadtbild gesellen. EWR-Kunden tanken hier aktuellkostenlos. Fremdkunden können sich für einmalig 50 Euro pro Jahr anmelden. Für die Zukunft wird über einen Flatrate-Tarif nachgedacht.

Womit schon eines der Problemfelder erreicht ist. Wie funktioniert der Ladeprozess, wenn die aktuell noch sehr teuren und mit geringer Reichweite und begrenzt haltbaren Akkus ausgestatten Elektro-Autos das Herz der Remscheider Autofahrer dann doch erobert haben? Mike Giera, zuständig für die Netze bei den EWR, erklärte den Politikern, dass sich schon bei 1000 Elektro-Autos in Remscheid ganz neue Anforderungen für das Remscheider Stromnetz ergeben werden. Die geschätzten drei Millionen Kilowatt Strom pro Jahr, die diese Fahrzeuge brauchen würden, gibt das Netz in der Summe locker her. Wollen die Autofahrer allerdings gleichzeitig am Ende ihre Arbeitstages ihr Auto aufladen, nähmen sie in diesem Moment 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Leistung in Anspruch. Ein Aspekt, an dem die EWR unter der Überschrift "Herausforderungen für das Stromnetz" ebenso arbeiten wie an der Entwicklung von Gesamtpaketen, mit denen man das Thema E-Mobilität Privat- und Firmenkunden schmackhaft machen kann. Klaus Günther-Blombach verwies zum einen auf Förderprogramme des Bundes zum Thema. Die EWR bieten Kostenbeteiligungen etwa beim Bau neuer Ladesäulen an. Auch für Zweirad-Fans gibt es Zuschüsse. Das zeigt anders als bei den Autos bei den E-Bikes - den sogenannten Pedelecs - schon länger Wirkung. Die sind in Remscheid ein Renner.

Susanne Fiedler (Grüne) kritisierte, dass die Strategie der Stadtwerke zur Elektro-Mobilität nur auf den Individualverkehr ausgerichtet sei, der von ihr bediente Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) aber keine Rolle spiele. Günther-Blombach sagte, dass die Kosten für einen Umstieg auf E-Busse zu hoch seien. Das gelte nicht nur für die Anschaffung der Fahrzeuge, sondern auch für den Werkstatt- und Wartungsbetrieb, der darauf umgestellt werden müsse. Das zusammen mache das Thema für die Verkehrsbetriebe unwirtschaftlich.

(hr)
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