Tennis Rot-Weiß ist Deutscher Meister!

Remscheid · Die Tennis-Herren 40 von der Hägener Straße gewinnen im Endspiel auf eigener Anlage gegen den SCC Berlin und vollenden damit ein neunjähriges Unternehmen, dessen Ausgang zunächst gar nicht so geplant war.

 Champagner für die Meister: Kapitän Bernd Königsmann und das rot-weiße Team, nachdem die Meisterschaft perfekt war.

Champagner für die Meister: Kapitän Bernd Königsmann und das rot-weiße Team, nachdem die Meisterschaft perfekt war.

Foto: Moll (7)

Um 18.27 Uhr war der Traum endlich Wirklichkeit geworden. Und das ausgerechnet auf Platz zwei, also quasi auf der mittleren Etage der Anlage am Steinberg. Da landete ein Ball des Schweden Magnus Larsson deutlich im Aus, das Doppel Christian Schäffkes/Bart Beks riss die Hände hoch - die Herren 40 des SC Rot-Weiß Remscheid waren in dieser Minute Deutscher Mannschafts-Meister! Der glatte 6:3, 6:0-Erfolg von Schäffkes/Beks war der entscheidende fünfte Punkt der Remscheider im Traumfinale gegen den SCC Berlin. Zuvor stand es nach hartem Kampf in den Einzeln 4:2 für die Gastgeber, die sich tags zuvor mit 7:2 gegen den TC Blau-Weiß Bohlsbach fürs Endspiel qualifiziert hatten.

"Da ist das Ding", jubelte RW-Kapitän Bernd Königsmann, als er eine knappe halbe Stunde nach dem Matchball den Meister-Pokal aus den Händen von Sparkassen-Vorstand Michael Wellershaus (der übrigens früher mal Tennisstunden bei Königsmann genommen hatte) bekam. "Ich bin stolz auf Euch", bekannte die RW-Vorsitzende Anja Wessel. Da waren die Tränen der Rührung nicht mehr fern und die rauschende Meisterfeier, die bis in die frühen Morgenstunden andauerte, ganz nah. Schlauerweise hatten sich alle Remscheider für den heutigen Montag einen freien Tag genommen . . .

 Könner unter sich: Die beiden Remscheider Sjeng Schalken und Ralph Träger mit dem ehemaligen Weltklassespieler Jiri Novak (Bohlsbach; v. li.)

Könner unter sich: Die beiden Remscheider Sjeng Schalken und Ralph Träger mit dem ehemaligen Weltklassespieler Jiri Novak (Bohlsbach; v. li.)

Foto: Moll Jürgen

Vor der ausgelassenen Feier standen aber zwei Tage harte Arbeit. Denn der Pokal war kein Geschenk für die Rot-Weißen. Im eigenen Wohnzimmer an der Hägener Straße war der klare 7:2-Sieg im Halbfinale gegen den späteren Dritten aus Bohlsbach (Offenburg) noch verhältnismäßig einfach. Doch im gestrigen Endspiel mussten die Remscheider schon alle Register ihres Könnens ziehen.

Nach den Einzeln führten die Remscheider bereits mit 4:2. Aber es hätte auch ganz anders kommen können. Während der indisponierte Karsten Braasch glatt unterlag, feierten Bart Beks (6:4, 6:1) und Dick Norman (6:3, 7:5) Zwei-Satz-Siege. Und dann wurde es nach einer gut zweistündigen Regenpause dramatisch: Sjeng Schalken (gegen Thomas Enqvist) und Christian Schäffkes (gegen magnus Larsson) standen zwei nur schwer verdauliche Schweden-Happen bevor. Beide Remscheider gewannen den ersten Satz mit 6:4, beide verloren den zweiten mit 3:6. Und beide bewiesen in absolut hochklassigen, teils sogar mitreißenden Matches schließlich Nervenstärke im Champions-Tiebreak, den sie mit 10:7 beziehungsweise 10:4 gewannen und ihre Farben mit 4:2 nach vorne brachten.

Im Doppel war der entscheidende fünfte Punkt dann schnell verbucht, denn Schäffkes und Beks unterstrichen ihre überragende Verfassung. Die anderen Partien von Dick Norman/Frank Potthoff und Karsten Braasch/Sjeng Schalken konnten bei Remscheider Führungen sofort beendet werden - am rot-weißen Triumph gab es nichts mehr zu rütteln.

"Wer hätte das gedacht?", sagte der gerührte Kapitän Bernd Königsmann. Die Antwort lautet: Anja Wessel! Die Vorsitzende hatte sich nämlich vor drei Jahren, am 8. September 2013, festgelegt und nach der ersten Final-Teilnahme der Rot-Weißen prophezeit: "In drei Jahren richten wir die DM-Endrunde aus - und holen die Deutsche Meisterschaft."

Meisterlich war allerdings nicht nur der sportliche Teil. Auch das Drumherum an der Hägener Straße war erstklassig. Am Samstag spielte auch das Wetter mit und zog rund 400 Besucher auf die Anlage. Gestern sorgte der Regen um die Mittagszeit für eine ungewollte Abkühlung und eine gut zweistündige Unterbrechung. Trotzdem waren die Spiele bis in den frühen Abend immer noch sehr gut besucht.

Wie es bei den Herren 40 nun weitergeht, wird sich in naher Zukunft klären. Einige Akteure haben die magische 50-Jahre-Grenze schon überschritten oder stehen kurz davor. In welcher Altersklasse und in welcher Besetzung also künftig gespielt wird - abwarten. Veränderungen scheinen unausweichlich. Aber sicher scheint auch, was Bernd Königsmann immer betont hat: "Wir haben einen überragenden Teamspirit. Wir sind alle Freunde geworden." Und das wird so bleiben, auch wenn es vielleicht im kommenden Tennis-Jahr nicht zu einem erneuten Höhenflug reichen wird.

(RP)
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