Behinsport Paralympics: Erst La Ola, dann an den Zuckerhut

Remscheid · Im Mittelpunkt zu stehen oder sich gar in Wortakrobatik zu üben - das ist nicht das Ding von Hannes Schürmann. Der 18-jährige Remscheider mag es lieber still und bescheiden. Auch dann, wenn er es eigentlich so richtig Krachen lassen könnte. Wie beim Abflug der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch zu den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro. Beim Gruppenfoto überließ er anderen das Rampenlicht und sortierte sich in die letzte Reihe ein. Auf unserem Foto ist er deswegen nur mit viel Vorstellungskraft unter dem Kranich der Lufthansa zu erkennen. Schürmann war einer der 105 Sportler, die samt 70 Betreuern am Frankfurter Flughafen von Bundespräsident Joachim Gauck und Friedhelm Julius Beucher, dem Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), verabschiedet wurden. Insgesamt zählt der deutsche Kader unterm Zuckerhit 155 Aktive. "Ich sehe Sie als Botschafter für Deutschland", gab Gauck dem Team mit auf den Weg: "Ein Erfolg ist es für Sie alle schon, dass Sie dabei sind. Sie bringen großartige Leistungen unter erschwerten Bedingungen." Beucher malte indes nicht alles in rosa. "Wir fliegen nicht nur mit Vorfreude, sondern auch mit einigen Sorgenfalten nach Rio", sagte der aus Bergneustadt stammende 70-Jährige: "Die Fragen des Transports, die Erreichbarkeit der Wettkampfstätten und die Kriminalität auf der Straße - das sorgt bei uns auch für etwas Flattern im Bauch." Eine Medaillenvorgabe vonseiten des DBS gebe es nicht. "Wer in Rio dabei ist, gehört zur Crème de la Crème. Wir schielen deshalb nicht nach Metall oder zählen das Blech. Es geht darum, dass jeder seine Leistung abruft", betonte Beucher. Rund 4300 Athleten aus 160 Ländern werden zu den Spielen vom 7. bis 18. September erwartet. Nicht dabei ist die russische Mannschaft, die vom Internationalen Paralympischen Komitee nach den Doping-Enthüllungen ausgeschlossen wurde.

Nach all den Reden und guten Worten hob der "Siegerflieger" der Lufthansa schließlich um 21.34 Uhr nach Brasilien ab. In Rio landete die Boeing 747 um 4.07 Uhr Ortszeit auf dem internationalen Flughafen Antônio Carlos Jobim. Danach ging es für die müden Sportler ins paralympische Dorf. Auch hier gab sich Hannes Schürmann erst einmal schweigsam. "Er hat uns kurz mitgeteilt, dass er gut gelandet ist", sagte Vater Stefan Schürmann, der augenzwinkernd hinzufügte: "Mehr sagt man als 18-Jähriger nicht." Da konzentriert man sich eben lieber aufs Wesentliche.

(HS)
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