Fußball Neue Zeitrechnung

Auf den neuen Vorstand des FC Remscheid warten enorme Problemberge. Vom Etat-Defizit über den drohenden Stadionverkauf bis hin zur katastrophalen Außendarstellung. Und irgendwie hängt alles zusammen.

Der FC Remscheid wähnt sich nach der Mitgliederversammlung vom Montagabend am Beginn einer neuen Zeitrechnung. Allerdings türmen sich vor dem ranghöchsten Fußball-Verein Remscheids auch enorme Problemberge. Hausgemachte und fremdbestimmte.

Das Stadion. 2012 könnte der Klub — wenn's schlecht läuft — ohne Heimat sein. Bekanntlich will die Stadt das Röntgen-Stadion zur Konsolidierung ihres Haushalts veräußern. Und Oberbürgermeisterin Beate Wilding machte dem inzwischen ehemaligen Präsidenten Dirk Schüttrumpf nach dessen Angaben in einem Gespräch wenig Hoffnung, das Vorhaben noch abzubiegen.

Lennep oder Reinshagen — ein Platz müsse aufgegeben werden. Und da die Lage des Röntgen-Stadions für Investoren attraktiver sei . . . Dabei ist der FCR auf eine taugliche Heimstatt angewiesen. Erst recht, wenn er den Sprung in die NRW-Liga anpeilen will.

Die Sponsoren. Ohne die zusätzlichen Einnahmen aus dem Freundschaftsspiel gegen Schalke hätte der FCR-Etat auch in dieser Saison eine deutliche Schlagseite bekommen. Das räumte der bisherige Schatzmeister Hartmut Gose freimütig ein. Der Aufstieg in die Niederrheinliga hat zusätzliche Kosten, aber keine Mehreinnahmen gebracht.

Ohne ein Stillhalteabkommen der Spieler und des Trainers, die aktiv (und manchmal auch passiv) am Sparkurs mitwirken, sähe es wohl noch düsterer aus für den FCR. Hier liegt die größte Herausforderung für den neuen Vorstand: Er muss dem Klub ein dauerhaft tragfähiges Finanzkonzept mit einem verlässlichen Sponsorenpool verpassen. "Damit wir nicht jedes Jahr rumhampeln und Löcher stopfen müssen", wie es Dieter Maar in seiner Antrittsrede formulierte.

Die Außendarstellung. Ehrenpräsident Bernd Koch nannte sie "zuletzt ohne Frage katastrophal". Das angekratzte Image des Klubs zu reparieren, ist unabdingbar, um auch wieder für Sponsoren interessant zu werden.

Das Niederrheinliga-Team. Zuletzt wurde fast nur noch am Rande über die Mannschaft gesprochen. Obwohl die neben der Jugend das Herzstück des Klubs ist — und noch lange nicht den Klasenerhalt sicher hat. Witterungsbedingte Trainingsdefizite, ausbleibende Zahlungen, Verletzungen — das Team hat viele eigene Sorgen, braucht dringend Unterstützung und langsam aber sicher auch ein Gesicht für die neue Saison.

Höchste Eisenbahn, dass sich der neue Vorstand, Trainer Zeljko Nikolic und der Sportliche Leiter Christian Genau, der neben Mike Zintner (Fanbeauftragter), Fred Greuling (Alten Herren) und Gaby Osenberg (Gymnastikabteilung) zum erweiterten Vorstand gehört, über Ist-Zustand und Perspektiven unterhalten.

An einem Strang ziehen

Der Start des neuen Vorstands geriet trotz aller Schwierigkeiten verheißungsvoll. Dieter Maar genießt nicht nur in Lüttringhausen Sympathien. Als ehemaliger Präsident weiß er genau, was auf ihn zu kommt. Und er hat sich eine Mannschaft seines Vertrauens zusammengeholt. Seine Schwester Sigrid Meyer als "Schatzsucherin" ist in der Fußballszene zwar ein unbeschriebenes Blatt, genießt aber sein uneingeschränktes Vertrauen — ebenso wie Vizepräsident Johannes Berenz, der seit 20 Jahren ein Freund der Familie ist.

Mit dem streitbaren "Macher" Berenz hat auch die starke Jugendabteilung (270 Nachwuchsspieler) eine Machtposition auf Vorstandsebene. Ziehen alle — auch Geschäftsstellenleiter Claus Rodeck als zweiter "Vize" — an einem Strang, lässt sich in der Stadt vielleicht etwas bewegen.

Es sei dennoch davor gewarnt, ab sofort alles nur noch durch die rosarote Brille zu betrachten. Die saß auch in der Vergangenheit schon oft auf den FCR-Nasen, wenn bei Feiern oder Mitgliederversammlungen das Blaue vom Himmel geredet wurde. Alleine der Output ist entscheidend. Und daran will und soll sich die neue Crew auf der Steuerbrücke des FC Remscheid messen lassen.

(RP)
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