Kampfsport Nadine Kürten, die Kämpfernatur

Remscheid · Erst seit Herbst 2012 ist die Remscheiderin Kickboxerin. Die Erfolge der 20-Jährigen können sich sehen lassen.

Sie ist WM-Dritte und Deutsche Meisterin, wurde Zweite bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft und Landesmeisterin. Aber nur wenige nehmen Notiz von einem der wenigen sportlichen Aushängeschilder, die Remscheid noch hat. Das nimmt Nadine Kürten allerdings nicht krumm. "Ich freue mich über meine Erfolge. Wenn das andere anerkennen, ist das toll. Wenn nicht, geht davon die Welt auch nicht unter."

Kürten ist gerade mal 20 Jahre jung und mit ihren 55 Kilogramm eher zierlich. Aber sie weiß, wie man sich durchs Leben kämpft. Beim Kickboxen ist die Athletin, die für den Remscheider TV startet, eine echte Wucht und mittlerweile so erfolgreich, dass sie aus dem langen Schatten ihres Teamkollegen und Heimtrainers Mike Höfer heraustritt.

Dabei ist sie eigentlich noch eine Novizin in dieser Sportart. Nachdem sie ("als ich klein war") mal Taekwondo ausprobiert hatte, kam sie erst im Herbst 2012, also mit 17 Jahren, zur Kickbox-Gruppe des RTV. "Aber mit ein bisschen Talent und viel Training kann man viel wettmachen", schmunzelt Kürten. Körperkontakt hat die Remscheiderin, die in Bonn bei der Telekom ein duales BWL-Studium absolviert, nie gescheut. "In der Schule fand ich immer Sportarten gut, in denen es auch mal zur Sache geht. Ich hatte jedenfalls keine Angst davor, mir auch mal wehzutun." Eine Eigenschaft, die für ihre aktuelle sportliche Karriere ziemlich hilfreich ist.

Theoretisch wären für Kürten auch andere Disziplinen infrage gekommen. Handball, zum Beispiel. Oder Fußball. "Aber eigentlich mache ich gerne mein eigenes Ding", sagt die 20-Jährige: "Ich finde es schön, alleine im Ring zu stehen und für mich selber verantwortlich zu sein. Wenn etwas schiefgeht, dann kann ich auch nicht die Schuld auf andere abwälzen." Aber viel geht zurzeit nicht schief. 2015 war ihr bisher erfolgreichstes Jahr: In Dublin nahm sie Ende November erstmals überhaupt an der Weltmeisterschaft teil und gewann prompt Bronze in der Klasse bis 55 Kilogramm. Fast wäre es sogar noch mehr geworden, aber im Halbfinale musste sie sich der Polin Dorota Godzina, immerhin aktuelle Weltmeisterin im Kickboxen mit Lowkicks, beugen. Zuvor hatte Kürten im Juni in Berlin den Deutschen Meistertitel gewonnen und war bei der Internationalen-DM Zweite geworden. So ganz nebenbei belegte sie bei den "Austrian Classics", einer Weltcup-Veranstaltung in Österreich, auch noch Rang drei.

Und was kommt jetzt? Kürten muss lachen. "Irgendwann mal die Weltcup-Gesamtwertung gewinnen, wäre super. Oder einen EM- oder WM-Titel holen." Unter Druck lässt sie sich von außen aber nicht setzen. Den nötigen Ehrgeiz hat sie ganz alleine, sagt aber auch: "Ich muss ja nebenbei auch noch an mein Studium denken."

Dass manche über das Kickboxen die Nase rümpfen und die Erfolge in Frage stellen, weil bei den Turnieren die einzelnen Gewichtsklassen nicht immer üppig besetzt sind, ist für Kürten kein Problem: "Wer meckert, kann sich gerne mal selber in den Ring stellen. Außerdem steigern sich Qualität und Quantität bei uns von Jahr zu Jahr." Mehr Sorgen bereitet es ihr dagegen - gerade um die Feiertage - das Idealgewicht zu halten. "Ich koche und esse eben gerne. Die Quittung bekomme ich, wenn im Februar das Training wieder so richtig losgeht."

(RP)
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