Rollhockey IGR erreicht das Pokal-Finale und den Europapokal

Remscheid · Plötzlich wurden die schweren Rollschuhe an den Füßen federleicht: Ausgelassen schwebten die Rollhockeyspieler der IGR Remscheid am Samstagabend förmlich durch die Sporthalle im Krefelder Stadtteil Hüls. Dort, wo sie im Pokal-Halbfinale kurz zuvor beim Underdog HSV Krefeld noch auszurutschen drohten, setzte sich die Mannschaft nach dem packenden 6:4 (1:2)-Erfolg auf Wolke sieben, feierte den größten Erfolg der jüngsten Vereinsgeschichte und ließ sich einfach treiben.

Bevor in die lange Remscheider Nacht durchgestartet wurde, musste die IGR aber durch die "grün-weiße Hölle" gehen, wie es der Krefelder Hallensprecher vor restlos ausverkauftem und stimmungsvollem Haus prophezeit hatte. Nach 70 Sekunden lagen die Gäste schon hinten, als Nik Fichtner über die rechte Seite abschloss. Das war die kalte Dusche, die die IGR eigentlich nicht gebrauchen konnte. Und als der HSV weiter druckvoll das Remscheider Tor berannte und Maximilian Hendricks nach neun Minuten auf 2:0 erhöhte, wurden schlimme Erinnerungen an das noch schlimmere 1:8 aus der Bundesliga wach. Die IGR wirkte geschockt - vom bekannt rutschigen Hallenboden, von der intensiven Spielweise des HSV, von der außerordentlichen Stimmung in der Halle. "Die Jungs hatten einen ziemlichen Köttel in der Hose", analysierte IGR-Vorsitzender Georg Feldhoff in der Pause. Niemand widersprach.

Allerdings war die IGR an diesem Abend für schnelle Antworten gut. Nur 14 Sekunden nach dem 0:2 traf Daniel Strieder technisch fein zum 1:2. Eineinhalb Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte glich Yannik Lukassen aus. Den 2:3-Rückstand, für den Niklas Kluschewski verantwortlich war (30.), beantwortete Fabian Selbach per Direktem Freistoß mit dem 3:3 (31.). Und als Philipp Greiffenstein das 4:3 für den HSV erzielte (43.), hielt ein "Direkter" von Daniel Strieder die IGR im Rennen (45.).

Und dann schwang sich die IGR gegen müder werdende Gastgeber zum entscheidenden Schlag auf: Fabian Selbach, der mit seinem Kämpferherz und viel Leidenschaft neben Moritz Kreidewolf im Tor der entscheidende Baustein im IGR-Gefüge war, trat an, legte quer auf den diesmal eher blassen Yannick Peinke - und der Kapitän brachte sein Team erstmals in Führung (46.). Krefeld versuchte alles und nahm Keeper Daniel Heulmanns zugunsten eines fünften Feldspielers vom Platz. Doch 33 Sekunden vor dem Ende machte Selbach mit dem sechsten Treffer ins leere HSV-Tor den Einzug ins Pokalfinale perfekt.

Was danach passierte, sorgte für Gänsehaut-Momente. Die HSV-Fans sangen trotzig "You'll never walk alone", die beiden Teams spendeten sich gegenseitig Beifall und Respekt für einen mitreißenden Rollhockey-Fight. "Ich bin absolut glücklich", sagte IGR-Coach Marcell Wienberg, der aber ebenso wie das Gros der vielen mitgereisten Fans, Betreuer und Vorstandsmitglieder auch am Rande des Herzinfarkts wandelte: "Das war ein Krimi. Mit der ersten Hälfte bin ich nicht zufrieden, aber am Ende zählt der hart erarbeitete Sieg. Jetzt haben wir unser Ziel, im nächsten Jahr im Europapokal zu spielen, erreicht und können in den Bundesliga-Play-offs gegen Iserlohn und auch im Pokalfinale ohne Druck aufspielen."

Gegner im Pokalfinale wird Germania Herringen mit Ex-IGR-Coach "Alfredo" Meier sein, das sich am Samstag mit 6:3 in Darmstadt durchsetzte. Spieltermine sind der 14. Mai in Remscheid und der 15. Mai in Herringen.

(RP)
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