Lokalsport Ein torhungriger Baum trifft für die SG Hackenberg

Remscheid · Dass Bäume im Sturm gefährlich werden können, ist bekannt. Aber im Angriff? Beim Fußball? Doch, gibt es auch. Im Röntgen-Stadion hat unlängst ein Baum tatsächlich ein Tor erzielt - und der Schiedsrichter gab den Treffer des stürmischen Stammes. So endete die Partie der Stadtliga Remscheid im Betriebssport mit 3:0 für Hackenberg Hobby gegen Fortuna 95 I.

"Es war ein Pressschlag zwischen zwei Spielern", beschreibt Rainer Sondern, Vorsitzender des Betriebssportkreisverbandes (BKV) Remscheid, die Szene aus der erwähnten Begegnung. "Der Ball ging Richtung Tor, aber der Torwart wusste, er würde weit drüber gehen und hat nicht weiter reagiert. Und dann waren alle baff erstaunt, dass der Ball in einem drei Meter über das Spielfeld ragenden Ast hängenblieb und und von da genau ins Tor fiel. Das war natürlich Slapstick ohne Ende."

Blöd auch, dass der Schiedsrichter das Baum-Tor gab, da er annahm, es handele sich dabei um einen ähnlich gelagerten Fall, wie wenn er selbst einen Ball abgefälscht hätte. Sondern: "Ich habe jetzt seit mehr als 40 Jahren mit Fußball zu tun und weiß, dass der Schiri im Spiel Luft ist. Was ich nicht wusste: Bei anderen Körpern oder Gegenständen ist das nicht der Fall. Wird der Ball von so etwas, auch einem Ast, abgefälscht, muss es Schiedsrichterball geben." Gab es im Röntgen-Stadion trotz entsprechender Hinweise nicht, da sich der Unparteiische als "beratungsresistent" erwiesen habe.

Bis hierhin war alles noch kurios bis lustig, aber Sondern hatte keine Lust auf eine mögliche Flut von Einsprüchen wegen des torhungrigen Baumes. Er informierte die Stadt und bat sie, in den Herbstferien, wo der Betriebssport ohnehin ruht, die Bäume im Röntgen-Stadion und im Stadion Reinshagen, wo es "ähnliche Zustände" gebe, zurückzuschneiden. "Nach den Ferien habe ich festgestellt, dass es nicht gemacht worden ist, und so musste ich eine Entscheidung treffen, ob wir weiterspielen", sagt Sondern. Um etwaigen Einsprüchen vorzubeugen, sagte der BKV-Vorsitzende kurzerhand vier Spiele in den beiden Stadien ab. "Mir war für diese Woche vage in Aussicht gestellt worden, dass etwas passieren würde. Ist es aber nicht." Gespielt wird am Wochenende aber wieder, zumindest "unter der Vorgabe, dass die Schiedsrichter darauf hingewiesen werden und wissen, wie sie in so einem Fall zu entscheiden haben".

Obwohl der Ball wieder rollen kann, ärgert sich Sondern über die lange Wartezeit bis zum Baumbeschnitt. "Ich habe ein bisschen die Nase voll", gibt er zu, schiebt aber auch nach: "Die, die man bei der Stadt erreicht, können ja im Grunde auch nichts dafür." Der Verfahrensweg sei eben so, dass die Stadt den Fall an die Technischen Betriebe Remscheid (TBR) weitergebe, die wiederum eine möglichst preis- günstige Firma finden müsse, die den Baum dann letztlich schneidet. Das bestätigt auch Sportamtsleiter Martin Sternkopf: "Wir können ja nicht selber mit der Motorsäge unterm Arm ins Stadion gehen."

Was den BKV-Vorsitzenden aber stört: "Wir zahlen innerhalb eines Jahres für die Nutzung von Sportplätzen und -hallen 10.000 Euro. Ich denke, da können wir mit Recht beanspruchen, dass Sportanlagen auch spielfähig hergerichtet sind."

Dass Hackenberg inzwischen die Tabelle in der Stadtliga anführt, hat im Übrigen vermutlich nichts mit der Treffsicherheit des hölzernen Stürmers im Röntgen-Stadion zu tun . . .

(ame)
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