Fußball Abkehr vom Catenaccio

Im Tabellenkeller der Niederrheinliga geht es eng zu. Deswegen stuft Zeljko Nikolic, Trainer des FC Remscheid, die Partie am Sonntag bei Viktoria Goch als "enorm wichtig" ein. Torhüter Björn Kreil trainiert mit einer Gesichtsmaske.

"Hurra" sagt er nicht oft. Im etwas antiquierten Inbegriff des Jubelschreis schwingt auch ein Schuss Ironie mit, wenn Zeljko Nikolic seine Gefühlslage nach dem ersten echten Training am Mittwochabend beschreibt. "Nach fast zweieinhalb Monaten endlich mal wieder auf unseren Trainingsplatz im Röntgen-Stadion zu dürfen, war ein gutes Gefühl", sagt der Trainer des FC Remscheid. Wohlwissend, dass er nun – mitten in der Saison – kaum noch mit einer "Vorbereitungsphase" beginnen kann.

Nach ungezählten Läufen durch Schnee und Eis und anderen Notlösungen (Krafttraining in der VIP-Baracke) kann Nikolic seine Mannschaft nun gleich auf eine besondere Partie vorbereiten. Denn das Gastspiel am Sonntag (15 Uhr) bei Viktoria Goch verdient zweifellos das Prädikat "Abstiegskampf". Die Platzherren haben dreimal in Folge verloren (zuletzt in dieser Woche im Nachholspiel in Rhede) und stehen mit 22 Punkten auf Platz 13 nur knapp vor den Abstiegsrängen. Wobei ja momentan noch niemand genau sagen kann, wie viele Mannschaften tatsächlich absteigen müssen. Allerdings, und das ist die schlechte Nachricht für den FCR: Zwischen ihm und Goch liegen auch nur vier Zähler. Was für Nikolic den logischen Schluss zulässt: "Dieses Spiel ist für beide Mannschaften enorm wichtig."

Um dem Anlass entsprechend zu punkten, ändert der Remscheider Trainer das zuletzt aus der Not geborene "Bergische Catenaccio". "Wir können uns nicht darauf verlassen, zu Null zu spielen", sagt Nikolic, "aber weil wir mit dem in Homberg und Fischeln praktizierten System vermutlich bis Weihnachten nicht gefährlich vor das Tor des Gegners kommen, werden wir umstellen." Wie und mit wem – das verrät er noch nicht.

Letzteres hat nicht nur taktische Gründe ("der Gegner liest auch Zeitung") sondern auch praktische Erwägungen. Zum Beispiel ist noch unklar, ob Kapitän Tuncay Kurmali (Adduktorenzerrung) mitwirken kann. Zwar machten die zuletzt angeschlagenen Nico Reckert, Oliver Dittrich, Marc Bach und Matthias Rahmann am Mittwoch die Trainingseinheit mit. Ob sie am Sonntag mitwirken werden, ließ Nikolic offen: "Das entscheiden wir nach dem Freitag-Training."

Das gilt auch für die Frage, ob Torhüter Björn Kreil zwischen den Pfosten steht. Nach seinen Brüchen an der Augenhöhle aus dem Fischeln-Spiel trainierte er am Mittwoch mit einer Maske. "Wir müssen aber abwarten, ob er sich den Einsatz zutraut und was die Ärzte dazu sagen", will der Trainer kein unüberschaubares Risiko eingehen.

Erste vorsichtige "Gehversuche" macht nach seinem Kreuzbandriss auch Michael Günther. "Er trainiert ganz leicht mit", sagt Nikolic. An einen Einsatz des Stürmers ist – wenn überhaupt – aber höchstens am Ende der Saison denkbar.

(RP)
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