Lokalsport 30 000 im Stadion - beim Reitturnier in Lennep

Remscheid · Eine historische Sportstätte Remscheids hat vermutlich ihren letzten runden Geburtstag gefeiert. Anfang August 1925, also vor 90 Jahren, wurde das Lenneper Stadion eingeweiht. Ob das Rund den 91. Geburtstag auch noch erlebt, ist wegen des geplanten Baus des Designer Outlet-Centers (DOC) fraglich.

Am 3. August 1953 fuhr eine von der Oberpostdirektion Dortmund zur Verfügung gestellte gelbe Postkutsche in das weite Rund ein. Sie wurde von Cowboys verfolgt, die einen Überfall wagten. Was wie Wild-West aussah, war eine gelungene Einlage, die die Zuschauer begeisterte. 30 000 (!) hatten an diesem Sonntag den Weg zum Reit-, Spring- und Fahrturnier im Lenneper Stadion gefunden. Eine Kulisse, die zu dieser Zeit neben dem traditionellen Turnier in Aachen einzigartig in Deutschland war. Selbst beim Springderby in Hamburg passierten nur 12 000 Besucher die Kassenhäuschen.

Der Ländliche Reit- und Fahrverein Lennep hatte in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Verkehrsamt dafür gesorgt, dass die Röntgenstadt zum Mekka der Reiterelite werden konnte. Oberbürgermeister Walter Frey, Lenneps Vereinsvorsitzender Wilhelm Hardt und Remscheids Verkehrsdirektor Hermann Hasenclever waren stolz auf die vielen Gäste.

Über lange Jahre gaben sich in Lennep die Besten ihrer Zunft ein Stelldichein. Deutsche Meister, Derbysieger, Olympiateilnehmer und Nationalmannschaftsmitglieder präsentierten ihre besten Pferde, boten Reitsport der Extraklasse. Lennep zählte zu den drei besten Turnieren in Deutschland. Der Stellenwert der Veranstaltung wurde auch dadurch deutlich, dass die Deutsche Bundespost eigens Sonderstempel einsetzte.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich Lennep mit Reitturnieren einen Namen gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man diese Tradition wieder auf. Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich aus einer Vereinsmeisterschaft ein Reitturnier nationaler Größenordnung.

Zu einzelnen Turnieren kamen über 200 Pferde nach Lennep. Der Parcours war ebenso berühmt wie berüchtigt. Zwei- und Dreifachsprünge, bei denen jeweils nur 7,50 Meter Abstand zwischen den Hindernissen bemessen wurden, gab es zahlreich. Hinzu kam als schwerstes Hindernis einen Oxer mit gewaltigen Ausmaßen.

Der bekannte Heimatforscher Dr. Wilhelm R. Schmidt, erinnerte sich zum 85-jährigen Geburtstag an andere Aktivitäten im Stadion, "das von Anfang an nie nur Lenneper, sondern eine gesamtbergische und überregionale Bedeutung besaß", wie er meint. Schon Ende der 1920er Jahre ist im Lenneper Stadion um Reichstitel - etwa beim Speer- oder Diskuswerfen - gekämpft worden. Zahlreiche andere Leichtathletikwettkämpfe (etwa die "Bergischen Kampfspiele"), Fußballspiele mit nationaler Bedeutung (DFB-Pokalspiele des FC Remscheid gegen Bayern München oder Borussia Mönchengladbach), Feldhandball-Spiele des Oberligisten PSV Remscheid, Polizeisportschauen und Polizeisportfeste sowie diverse "Military Tattoos" der Belgier und Engländer zogen tausende Besucher in ihren Bann.

(RP)
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