Remscheid Skrjabins Stücke voller Leidenschaft gespielt

Remscheid · Als Neuentdeckung auf der Bühne der Klosterkirche feierte die Reihe "Weltklassik am Klavier" am Sonntag die Konzertpianistin Mzia Jajanidze. Jajanidze trat bereits im Alter von acht Jahren mit dem Sinfonieorchester ihrer Heimatstadt in Tiflis (Georgien) auf. Die Stiftung des Präsidenten Schewardnadze und der Elisabeth-Leonskaja-Stiftung unterstützte ihr Studium. Sie heimste während ihrer künstlerischen Entwicklung zahlreiche Preise bei internationalen Klavierwettbewerben in Europa und Asien ein.

Ihr Markenzeichen: einfühlsames Spiel, gepaart mit expansiver Dynamik bis hin zur "leidenschaftlichen Steigerung ins Katastrophische" (Ankündigung). "Musikalisches Vollblut feiert Seele", nennt das die Agentur.

Wer in die Glutaugen der Georgierin blickt, zweifelt daran nicht. Ihr Konzert stand unter dem Motto: "In der Welt der Farben". Dieser Titel bezog sich hauptsächlich auf den Komponisten Alexander Skrjabin (1872 - 1915). Er galt als exzentrisch. Er soll ein Synästhet gewesen sein - Töne erschienen ihm auch als Farben vor Augen. Umgekehrt sah er Farben, klang es ihm in den Ohren. Die Pianistin bestritt den zweiten Teil ihres Konzertes nur mit seinem Werk "Préludes op. 11" - im Quintenzirkel angeordnete 24 kurze Stücke von C-Dur und a-Moll bis F-Dur und d-Moll. Die einzelnen Stücke in Dur und Moll wechseln sich ab. Nach Gelassenheit und viel Feinfühligkeit folgen Leidenschaft und Vehemenz.

Mzia Jajanidze schien dabei in ihrem Element zu sein. Zwischen den einzelnen Teilen erzeugte sie Spannung, dass einem schwindelig werden konnte. Dagegen glitt am Anfang die beliebte Klaviersonate Nr. 19 D-Dur leicht und mit einem Hauch Romantik von ihren Fingern. Quasi zum Eingewöhnen für die Zuhörer und auch für die Pianistin. Virtuos wurde es im folgenden "Children's Corner" von Claude Debussy (1862 - 1918).

Der Komponist soll es für seine dreijährige Tochter Chouchou geschrieben und zugleich "In zärtlicher Entschuldigung" hinzugefügt haben. Er wusste, dass Chouchou sich in den fünf zum Teil rasanten und vertrackten Passagen die darin versteckten Bilder (kleiner Elefant, Blechpuppe, tanzende Schneeflocken, kleiner Schafhirte und schwarze Puppe) nicht vorstellen konnte.

Gleichwohl "sahen" die Zuschauer sie vor ihrem geistigen Auge, wenn sie Jajanidzes Spiel mit Fantasie verfolgten und sich nicht von ihrer hervorragenden Technik einlullen ließen. Debussys "Pour le piano" führte in die Pause. Besonders der dritte Satz "Toccata" forderte mit seinen durchlaufenden Sechzehntelnoten fast brutale Virtuosität. Mzia Jajanidze meistert sie fabelhaft, wie alles in diesem Konzert: mit Seele und Vollblutleidenschaft. Heftiger Beifall.

(RP)
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