Remscheid Schwere Stunden mit Fatih

Remscheid · Kabarettist Fatih Çevikkollu über die Angst vor Flüchtlingen und Terror.

Remscheid: Schwere Stunden mit Fatih
Foto: Stephan Singer

Kabarettist Fatih Çevikkollu hatte es schwer mit seinem Programm "Emfatih" in der Klosterkirche. Für seine klaren Standpunkte in Sachen Flüchtlingspolitik und Radikalisierung - egal ob von links oder rechts - hätte der Kölner an diesem Abend deutlich mehr Beifall verdient. "Emfatih" behandelte viele sozialkritische Vorkommnisse der vergangenen Monate. Anschläge in Paris, Brüssel, Silvesternacht in Köln, brennenden Flüchtlingsheime und die aufflammende Rechte-Bewegung im ganzen Land. "Wo ist die Empathie geblieben?", fragte er sich. "Wo sind Solidarität und Mitgefühl" setzte er nach und ließ das Publikum damit einen Augenblick zurück. Obgleich das Programm mit vielen heiteren und sehr komischen Momenten gespickt war, wo die Zuschauer herzlich lachten, so ganz loslassen konnte das Publikum bei den ernsten Worten nicht. "Du darfst ruhig lachen", sagte er immer wieder, wenn die Stimmung zu kippen drohte, und gab seinen Zuschauern, mit seichter Komik und kleinen Kalauern, die mit typischen Vorurteilen spielten, eine kleine Atempause.

Er sprach über die allgemeine Angst die im Land herrscht, eine Angst, die nach den Anschlägen in Paris und vor allem nach der Silvesternacht in Köln die Bevölkerung verunsichert. Der Karneval in seiner Heimatstadt Köln stand aus Angst kurz vor der Absage. "Und dann ist nichts passiert", stellte Çevikkollu amüsiert fest. "An Karneval schrien die Christen 'Kölle' und die Muslime 'Allah' und alle waren im Karnevalsbrauchtum vereint."

Mit seinem Programm, dass er mit einem coolen Rap startete und mit einem emotionalen, selbst gesungenen Tango beendete, verfolge er keine große Veränderung der Gesellschaft, stellte der Kabarettist klar: "Wenn du heute mit einem Lächeln auf den Lippen und Freude im Herzen nachhause gehst, dann habe ich alles erreicht."

Tatsächlich hallten seine Worte noch lange nach der Show nach: Dass all jene, die den Unterschied zwischen Muslime und Terroristen kennen, ein Teil der Lösung seien, dass Erwachsene dem Leben wieder mit der Unvoreingenommenheit der Kinder begegnen sollten und dass sich jeder aus seinem Hamsterrad befreien und seinen Ängsten stellen sollte, so wie er, der am Ende, trotz Angst, leidenschaftlich sang: "Es leben die Verrückten, denn sie haben die Liebe erfunden."

(RP)
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