Remscheid Schule ohne Zukunft ist stark gefragt

Remscheid · Mit 351 Schülern gehört die Hauptschule mit den zwei Standorten zu den großen im Lande. Flüchtlingskinder werden in Seiteneinsteiger-Klassen unterrichtet. Aber sie läuft 2018 aus. Schulleiter Heinz Braun beschreibt die jetzige Situation.

 Viele Jahre war die Hauptschule Wilhelmstraße eine feste Größe im Remscheider Schulnetz. 2018 soll sie geschlossen werden. Wohin mit den Schülern?

Viele Jahre war die Hauptschule Wilhelmstraße eine feste Größe im Remscheider Schulnetz. 2018 soll sie geschlossen werden. Wohin mit den Schülern?

Foto: Saltmann, Thilo (thl)

Heinz Braun ist ein gestandener Hauptschulleiter, der auf pädagogische Herausforderungen gelassen reagiert. Aber aus seinen Schilderungen über Status quo der Hauptschule Wilhelmstraße vor den Schulpolitikern, die in der Schulaula tagten, sprach Frustration und auch der versteckte Appell, sich Gedanken über die Zukunft zu machen: 2018 schließt die Schule.

Wer kümmert sich danach um die Schulmüden? Um die wachsende Zahl an Kriegsflüchtlingskindern, den hohen Anteil an Kindern mit besonderen Förderbedarf, der zurzeit dort beschult wird? Um zahlreiche Grundschüler mit Empfehlung für die Schulform Hauptschule? All diese Schüler unterrichten die 43 Lehrer der Hauptschule Wilhelmstraße. Der Widerspruch: Heute ist sie zwar eine "Schule für alle Fälle" mit gutem Zulauf, aber trotz der hohen Schülerzahl von 351 (bald 360) ist das Ende besiegelt.

"Wir haben täglich An-, Ab- und Ummeldungen", berichtete Braun. Manchmal wird ein Neuling angemeldet, weil die Schülerfahrkarte aufgrund der Entfernung zur Schule nicht aus dem Schülerbeförderungsetat bezahlt wird und die Eltern kein Geld dafür haben. An einem Tag steht ein Schüler aus Donezk vor ihm oder ein Kind aus Osteuropa, das noch nie eine Schule von innen gesehen habe. "Es gibt Schüler, die eigentlich die Klassen 5 und 6 besuchen müssten, aber diese Jahrgänge gibt es an unserer Schule nicht mehr", beschrieb Braun die Situation. Aufgrund geringer Anmeldungen von Grundschülern nach der Klasse vier wurden keine neuen Eingangsklassen gebildet. Zurzeit werden nur noch die Klassen 7 bis 10 unterrichtet.

Die Hauptschule Wilhelmstraße hat zwei sogenannte Seiteneinsteigerklassen - am Standort Wilhelmstraße, wo 16 Schüler der Jahrgänge 1998 bis 2003 zusammengefasst sind, und am Standort Kremenholl. Dort werden 18 Schüler der Jahrgänge 1997 bis 1999 unterrichtet. "Das sind nicht nur Flüchtlingskinder", betont Braun, "sondern auch Schüler aus EU-Ländern, aus Osteuropa, Kinder, die aus Familien genommen und in ein Heim untergebracht wurden (Amtsdeutsch: Inobhutnahme), sogar drei Flüchtlinge, die ohne elterliche Begleitung hier aufgenommen wurden.

Im neuen Schuljahr werde das Gebäude Tersteegenstraße vom Berufskolleg Käthe Kollwitz mit genutzt. Ganz aufgeben kann Heinz Braun den Standort angesichts aktueller Neuaufnahmen nicht. "Von der Schülerzahl her betrachtet, gehören wir eigentlich zu den großen Hauptschulen im Lande." Umso bedauerlicher sei es, dass die Schule abgehakt ist und auch notwendige Sanierungsmaßnahmen nicht mehr vorgenommen werden, beklagt Braun. Die 40 Jahre alten Toiletten verursachen eine Geruchsbelästigung, die zu massiven Elternbeschwerden führe.

(RP)
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