Remscheid Schüler schauen in ihre Zukunft

Remscheid · Neuntklässler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums boten ein eindrucksvolles szenisches Spiel.

 Zukunftsängste oder Optimismus - gebrechlich und an Krücken gehend - das ist eine Vorstellung von ihrem Leben in der Zukunft, die EMA-Schüler in ihrem szenischen Spiel entwarfen.

Zukunftsängste oder Optimismus - gebrechlich und an Krücken gehend - das ist eine Vorstellung von ihrem Leben in der Zukunft, die EMA-Schüler in ihrem szenischen Spiel entwarfen.

Foto: jürgen moll

Neuntklässler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums haben sich intensiv mit dem Thema Zukunft beschäftigt. Was diese Jugendlichen mit ihr verbinden, welche Wünsche und Vorstellungen sie von ihr haben, stellten sie am Montagabend bei einem beeindruckenden Szenenspiel dar, das die Besucher auf subtile Art zum Nachdenken brachte.

Es ist ruhig. Ein sanftes Vogelgezwitscher ist zu hören. Langsam erhellt sich die Bühne. Eine Parkbank ist zu sehen. Gemächlich schlurfen zwei ältere Herren, der eine gesenkt mit Krücke, der andere mit einer großen Wampe vor sich, durch das Bild, gefolgt von zwei älteren Damen, ebenso gebrechlich. Sie setzen sich in aller Ruhe hin. Der erste Opa bleibt stehen: "Schaut euch mal die Jugend an", sagt der eine mit Blick gen Publikum. "Kein Anstand mehr", erwidert eine andere. "Nei, nei, nei", entfährt es den ersten Opa, fast kraftlos. "So etwas hat es früher nicht gegeben."

Mit dieser im ersten Moment humorvollen, aber doch sehr bedeutsamen Szene stieg die 18-köpfige Truppe des Differenzierungskurses Deutsch-Szenisches Spiel am Abend in ihr Stück ein. Der Titel: "Wir! - Ein Projekt zum Thema Zukunft."

Dieselbe Szene sollte die Zuschauer als wiederholtes Motiv zum Schluss noch einmal sehen, dann aber mit dem Satz: "So etwas wird es später nicht mehr geben." Zeitungen, Benzin und Online-Shopping zum Beispiel.

Ein Schuljahr lang hatten sich die Schüler unter der Leitung von Lehrer und Theaterpädagoge Stefan Otto mit vielen Zukunftsfragen beschäftigt, aus persönlicher und allgemeiner Sicht beleuchtet und daraus viele unterschiedliche Szenen entwickelt. Umgeben von all seinen Mitschülern blickt einer voller Vorfreude in die Zukunft, träumt von einer erfolgreichen Schauspielkarriere, bis ihn seine Mitschüler mit einem Ruf zurück in die Gegenwart zerren.

Dem anderen befallen derweil viele Ängste. "Werde ich später überhaupt einen Job finden oder lande ich auf der Straße?" Ihm blühe ein fatales Ende, glaubt er: "Ich werde im Gefängnis landen, wo ich mich in meiner Zelle erhängen werde und keiner wird zu meiner Beerdigung kommen."

Der Blick in die Zukunft ist ein Balanceakt. Eindeutige Antworten bot das szenische Stück nicht, doch es regte zum Nachdenken an, über sich selbst, die Gesellschaft und die Erde. "Wird es sie später überhaupt noch geben?" war die Abschlussfrage, mit der die Schüler ihr Stück meisterhaft beendeten. Das war ein Schockmoment für die Zuschauer, die einen Augenblick später allerdings mit Jubelrufen und großen Beifallsstürmen reagierten.

Am Ende eines beeindruckenden Theaterabends blieb der positive Appell der Schüler, gemeinsam eine Zukunft zu gestalten.

(RP)
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