Remscheid Schüler erinnern an mutige Sophie Scholl

Remscheid · An der Sophie-Scholl-Gesamtschule stand die gesamte Woche im Zeichen des Todestags der jungen Widerstandskämpferin.

 Die Achtklässler des Kurses für Darstellende Gestaltung führten an der Gesamtschule zwei beeindruckende Schattenspiele auf.

Die Achtklässler des Kurses für Darstellende Gestaltung führten an der Gesamtschule zwei beeindruckende Schattenspiele auf.

Foto: Peter Meuter

Es ist zwölf Uhr mittags, und für eine Minute kehrt tiefes Schweigen in die Sophie-Scholl-Gesamtschule ein. Dabei war es am gestrigen Donnerstag den ganzen Tag über eher unruhig, laut und wuselig. Wo sonst nur in den Pausen Trubel herrscht, war auf den Fluren der Schule, in der Mensa und in der Bibliothek jede Menge Betrieb. In der Aula war ein Podest aufgebaut, Texte wurden über ein Mikrofon vorgelesen. Und dann plötzliche Stille.

Der Hintergrund lag im Namen der Gesamtschule versteckt. Denn gestern vor 75 Jahren wurde die junge Widerstandskämpferin Sophie Scholl von den Nazis in München-Stadelheim hingerichtet. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und den Mitgliedern der Gruppe "Weiße Rose" hatte die Studentin Sophie Scholl sich in München mit der Kraft des Wortes gegen das Unrechtsregime Adolf Hitlers gestellt.

Eigentlich war es eine Gedenkwoche. Denn der Auftakt war bereits am Sonntag: "Der Lesemarathon ist ein Experiment, das vom 18. bis 22. Februar - dem Tag der Verhaftung und jenem der Hinrichtung Sophie Scholls - dauert", sagte die betreuende Deutschlehrerin Sabine Hessler. Ein geglücktes Experiment, denn die Leselisten waren bald gefüllt. Und sie deckten genau die fünf Tage der Sophie Scholl zwischen Freiheit, Gefängnis und Tod ab. "Sophie Scholl wurde am 18. Februar um 11.15 Uhr verhaftet, da begann unser Lesemarathon. Ermordet wurde sie am 22. Februar, 17 Uhr, da endet der Marathon", sagte Hessler. Lesen konnte jeder, egal ob Lehrer oder Schüler. Und auch das Alter spielte keine Rolle.

So standen am Donnerstagvormittag die elfjährige Daniela Cimermann und ihre Klassenkameradin Johanna Kamin, zehn Jahre alt, hinter dem Podest und lasen mit fester Stimme aus dem Buch "Schluss. Jetzt werde ich etwas tun" von Maren Gottschalk vor. "Das Buch ist nicht ganz einfach, aber wir finden das Thema sehr interessant", sagte Johanna. Das Thema Sophie Scholl sei auch im Unterricht behandelt worden und habe ihr Interesse geweckt. "Wir wollen wissen, wer sich hinter unserem Schulnamen verbirgt", ergänzte Daniela. Dafür lagen viele Bücher aus, dazu kopierte Texte, die von den Lehrern vorbereitet worden waren. "Es gibt auch eine Art Gästebuch, da können die Zuhörer eintragen, was sie beim Zuhören empfunden haben", sagte Daniela.

Das Feedback war ausschließlich positiv, worüber sich auch der stellvertretende Schulleiter Michael Pötters freute. So stand da von Merle S. aus der Jahrgangsstufe zwölf zu lesen: "Das Leben ist kurz, und die Zeit, die wir haben, sollten wir sinnvoll nutzen. Es lebe die Freiheit!" Und Sophie C. aus der Jahrgangsstufe acht schrieb, dass die Geschwister Scholl die mutigsten und besten Menschen seien, die ihr je begegnet seien: "Ich finde es toll, dass ihr sowas macht! Respekt!"

In der Mensa wurde es derweil dunkel. Die Achtklässler des Kurses für Darstellende Gestaltung führten für ihre Klassenkameraden aus den Klassen fünf bis acht zwei Schattenspiele auf. "Eines beschäftigt sich mit dem Thema Freiheit, das andere mit dem Leben der Sophie Scholl", sagte Lehrerin Iris Grundei. Sie fand das Interesse der Schüler toll: "Wir haben viel diskutiert über Sophie Scholl, die so mutig war. Wir wollen keinen Personenkult machen, aber schon ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit darstellen." Der Applaus der Schüler im Publikum war laut und die tolle Performance sorgte für Gänsehaut.

In der Bibliothek war eine Art Museum eingerichtet, wie die didaktische Leiterin Annette Terwellen sagte. "Es gibt Stellwände mit einem Zeitstrahl, auf Laptops können die Schüler Kurzfilme zu den Geschwistern Scholl sehen." Das Interesse sei quer durch die Klassen sehr gut, sagte Terwellen weiter. Talea Schiffner aus der achten Klasse wollte mehr über das Dritte Reich wissen: "Wir lernen das erst in der zehnten Klasse. Aber es ist wichtig, zu wissen, was passiert ist." Ihr Mitschüler Lenardt Gerhards stimmte ihr zu: "Damit das nicht noch einmal passieren kann", sagte der 13-Jährige.

(RP)
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