Remscheid Schüler entdecken Berufe und Begabung

Remscheid · Die "Talentschmiede" in der Gelben Villa umfasst 30 Probierstationen. Handwerk hofft auf neue Auszubildende.

 Dorothea Reckerth (Projektleitung), Lutz Kotthaus (Kreislehrlingswart), Fred Schulz (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft) schauen Dijana (14) zu , wie sie an einer "Falscheinleiterreuse" arbeitet.

Dorothea Reckerth (Projektleitung), Lutz Kotthaus (Kreislehrlingswart), Fred Schulz (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft) schauen Dijana (14) zu , wie sie an einer "Falscheinleiterreuse" arbeitet.

Foto: Jürgen Moll

Ein neues Konzept zur beruflichen Orientierung von Schülern hat die Kraftstation entwickelt. Das Modellprojekt "Talentschmiede" bietet Jugendlichen unteranderem die Möglichkeit, in kurzer Zeit in viele verschiedene Berufe hinein zu schnuppern. An Einzelstation, von Arbeitgebern selbst erarbeitet, absolvieren sie typische Aufgaben der jeweiligen Berufsgruppe. So sollen die Schüler nicht nur viele Berufe kennen lernen, sondern auch ihre eigenen Interessen und Stärken entdecken.

Nachdem er das Aufgabenblatt kurz überflogen hat, greift Aykut (13) beherzt zum Zollstock und legt los. An dieser Station muss er eine Fußleiste anbringen. Alltag für den Bodenleger. "Die Aufgabe ist ganz okay", gibt der Schüler der Albert-Einstein-Gesamtschule zu, obwohl er sich diese Arbeit für seine Zukunft nicht vorstellt. Sein Wunschberuf ist ein anderer: "Ich möchte Architekt werden." Die Talentschmiede findet er dennoch gut: "Es ist eine gute Idee. So probiert man auch andere Sachen aus. Zum Beispiel hätte ich vorher nicht gedacht, dass es mir Spaß macht, an einem Motor rumzuschrauben." Mechatroniker, ein Beruf den er sich vorstellen könnte.

Auch Dijana (14) sitzt etwas orientierungslos an einer Station und bastelte mithilfe von Maschendraht eine Falscheinleiterreuse, eine Art Rohr, der für Kanalarbeiten genutzt wird. "Sowas habe ich vorher noch nie gesehen", sagt sie. Gefallen hat ihr die vorherige Station für Büromanagement. "Eigentlich möchte ich mein Fachabitur machen und dann Stewardess werden. Aber ein Job als Büromanagerin könnte ich mir auch gut vorstellen." So erging es gestern beim Talentlabor in der Kraftstation vielen Schülern. Berufe, die sie vorher entweder nicht kannten oder gar nicht für sich bedacht hatten wurden, dankt der rund 30 Probierstationen vorstellbar. "Das Projekt hat mehrere Vorteile: Die Schüler arbeiten hier handlungsorientiert und lernen eine große Auswahl an Berufen kennen", sagt Organisatorin Dorothea Reckerth. Auch für die Betriebe sei es eine Chance, um Nachwuchs zu generieren. Ein Problem, das besonders im Handwerk akut ist: "Es wird immer schwieriger, an ausbildungswillige und -fähige Jugendliche zu kommen", sagte Lutz Kotthaus, Lehrlingswart der Kreishandwerkerschaft. Er erhofft sich durch dieses Projekt einen neuen Zugang zu Jugendlichen, um künftig die vielen offenen Lehrstellen besetzen zu können. Das wünscht sich auch Anlagenmechaniker Roland Rathert: "Wir brauchen in unserer Gesellschaft nicht nur viele Häuptlinge in den oberen Etagen, sondern auch viele Indianer, die unten mitkämpfen." Das Projekt besteht aus drei Modulen, von denen das Talentlabor nur ein Baustein ist. Zusätzlich finden auch individuale Beratungsgespräche statt.

(sebu)
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