Remscheid Schrecksekunde auf der Alleestraße

Remscheid · Polizei demonstriert auf Aktionsteppich, wie sich nur eine Sekunde Unachtsamkeit auf den Bremsweg auswirkt.

 Die nette Dame mit dem Rollator ist aus Pappe. Aufsteller spielten gestern auf der Allee bei der Polizeikation die Rolle von Verkehrsteilnehmern.

Die nette Dame mit dem Rollator ist aus Pappe. Aufsteller spielten gestern auf der Allee bei der Polizeikation die Rolle von Verkehrsteilnehmern.

Foto: Jürgen Moll

Man könnte wohl von einer "Schrecksekunde" sprechen: Wer im Straßenverkehr mit 50 Stundenkilometern unterwegs ist, legt pro Sekunde 14 Meter zurück. Klingt zunächst nicht viel, kann aber im Ernstfall eine Frage von Leben und Tod sein. Dann nämlich, wenn man für diese eine Sekunde abgelenkt ist und die Strecke quasi "blind" fährt.

Das wollte gestern die Direktion "Verkehr" der Polizei Wuppertal in einer eindrucksvollen Aktion auf der oberen Alleestraße deutlich machen. "Wir haben uns vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Düsseldorf einen sogenannten Aktionsteppich geliehen, mit dem zum einen die Distanz deutlich wird. Zum anderen können wir darauf Dummies aufstellen, die zeigen, welche anderen Verkehrsteilnehmer durch diesen 'Blindflug' in Gefahr sind", erklärte Polizeihauptkommissar Michael Bartsch, Leiter der Dienststelle Verkehrsunfallprävention/Opferschutz. Ein Metronom auf dem Streifenwagen verdeutlichte, wie lange eine Sekunde tatsächlich ist

"Es ist die erste Aktion dieser Art, die Reaktionen der Passanten waren beim Auftakt in Solingen überwiegend positiv", sagte Bartsch. Vor allem sei vielen Menschen nicht bewusst, wie viel 14 Meter tatsächlich sind. "Es haben sich einige interessante Gespräche und Rückfragen ergeben", sagte der Polizeihauptkommissar. Und genau das sei auch das Ziel der Aktion, fuhr er fort: "Es geht vor allem darum, zu sensibilisieren, das Gespräch zu suchen und auch hilfreiche Tipps zu geben."

Natürlich sei das Handy heutzutage Ablenkung Nummer eins, leider auch hinterm Steuer, sagte Bartsch: "Davon kann sich wohl keiner freisprechen. Aber es geht uns um jede Form der Ablenkung: ein intensives Gespräch mit dem Beifahrer, die unruhigen Kinder auf den Rücksitzen oder auch eine emotionale Belastung." Um die Gefahren durch Ablenkung noch weiter zu verdeutlichen, habe man eine möglichst exponierte Stelle gesucht, um den Aktionsteppich aufzubauen. "Wir hatten schon die Befürchtung, dass wir keinen Platz finden, weil schon für die Esskultur am Wochenende aufgebaut wird. Aber das Stadtmarketing hat sich sehr kooperativ gezeigt", betonte Bartsch.

Mit dabei war auch Bernd Schäfer von der Remscheider Verkehrswacht. Schäfer sprach gestern Nachmittag die Passanten auf der Einkaufsmeile direkt an, so etwa drei Jugendliche, die interessiert das Geschehen beäugten: "Was glaubt ihr, machen wir hier?", fragte Schäfer die drei. "Alkoholtest?", war eine Vermutung. Als Schäfer jedoch den Hintergrund erklärte, waren die Jugendlichen erschrocken: "Was, soweit fährt man in einer Sekunde? Das kann nicht sein", sagte einer. "Um die Dinge in eine richtige Perspektive zu rücken, sie anschaulich zu machen, deswegen sind wir hier", betonte Schäfer ernst.

(RP)
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