Remscheid Schlachtplatte liefert deftige Satire

Remscheid · Kabarettformation liefert in der Klosterkirche einen bissigen Jahresrückblick mit mitunter herben Pointen.

 Auch das Duo Onkel Fisch gehört zum Fünferteam der Schlachtplatte.

Auch das Duo Onkel Fisch gehört zum Fünferteam der Schlachtplatte.

Foto: Jürgen Moll

Das Schlachten ist des Kabarettisten Lust - unter diesem Motto hätte ohne Weiteres der Jahresrückblick 2015 der Kabarettformation "Schlachtplatte" stehen können. Die rhetorischen Messer gewetzt, die zynischen Zähne spitz geschliffen und die schärfsten Zoten ausgesucht hatten diesmal Robert Griess. Maria Grund-Schole, Onkel Fisch (Adrian Engels, Markus Riedinger) und Jens Neutag. Es war eine Welt-Uraufführung.

Die jedes Jahr aufs Neue zusammengemetzelte humorige Metzger-Innung setzte ihre 2015er-"Schlachtplatte" zum ersten Mal am Montag den gierigen Mäulern des Klosterkirchenpublikums zum Fraß vor. Manches war noch bluttriefend-lecker halbroh, dafür um so echter - der Satire-Genießer mag es eben deftig.

Vielleicht nicht jedermanns Hausmannskost, aber den meisten im vollen Saal war an den grinsenden Lefzen und den gefräßigen Blicken nach zynischen Gags ihre Lust an wortreich Geschlachtetem anzusehen. Sie wurden nicht enttäuscht. Das Mahl war exorbitant. Zudem gallig gewürzt ging es runter wie überfettete Leberwurst und kam auch manchmal als bissiger Lacher nach kurzer Verweilzeit im dunklen Gedärm wieder hoch. Zuweilen sogar mit dem sauren Rülpsen des eigenen schlechten Gewissens.

Was lag auf der Schlachtplatte und wer war der schlammige Innereien Lieferant? Stammte das saublöde Gewäsch tatsächlich von den Geissens oder nur von einer blöden Sau? Sie wollten Dixie-Klos aufstellen, sollten Flüchtlinge an ihrem Strand auf Monaco landen - "damit sie nicht in den Vorgarten kacken". Dazu passte wie die Faust aufs Auge die Aussage der grandiosen Maria Grund-Schole als Angela Merkel: "Die vielen jungen Flüchtlingsmänner sind eine echte Herausforderung für unsere Frauen." Der Nachsatz lieferte den richtigen Geschmack: "Das sind alles Stehpinkler."

Robert Griess schlachtete die heilige Kuh des armen Ostdeutschen, die in der Form des O-Tons eines Pegida-Anhängers pelzig auf der Zunge bröckelte: "Die Ausländer nehmen einen der Bildung weg". Frei nach Heinz Erhard zerfetzten die "Onkel Fisch"-Metzger Alexander Dobrindts Mautvorschlag mit: "Hinter eines Bayern Stirne ruft die Maute nach dem Hirne". Hirn war folglich auf der Schlachtplatte nicht zu finden. Wer sollte es auch liefern?

Jens Neutag zerlegte den Vorschlag der Integrationspflicht für Ausländer säuberlich mit dem Seziermesser des typisch Deutschen: Pünktlich gelben Sack rausstellen, dem Bademeister aufs Wort gehorchen und stets das richtige Werkzeug benutzen: Hätte man Jesus mit einem 8er-Dübel ans Holz genagelt, würde er heute noch hängen. Biss auf Biss glitt das den begierigen Schlund hinunter. In einem Jahr hoffen wir, alles verdaut zu haben.

(RP)
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