Remscheid Romeo und Julia mit Lust und Leidenschaft

Remscheid · Neu-Inszenierung von Shakespeares Ur-Tragödie im Teo Otto Theater geriet zum zeitgemäßen und lebendigen Bühnen-Spektakel.

 Die Berliner Shakespeare Company sorgte für einen höchst lebendigen Abend im Teo Otto Theater.

Die Berliner Shakespeare Company sorgte für einen höchst lebendigen Abend im Teo Otto Theater.

Foto: Marcus Lieberenz / bildbuehne.de

Die Berliner Shakespeare Company hat den Mut, Neuland zu betreten. Bei ihrer Neu-Inszenierung des klassischen Stoffes von Shakespeares Ur-Tragödie, der zum Scheitern verurteilten Liebesgeschichte der beiden "Feindeskinder, die zum Liebespaar werden" - so kündigte ein an die griechische Tragödie angelehnter Chor das folgende Geschehen an -, hatten sich der künstlerische Leiter Christian Leonard und sein sechsköpfiges Schauspieler-Ensemble einiges vorgenommen. Und alles gehalten, gemessen am donnernden Applaus am Freitagabend im zu gut zwei Dritteln gefüllten Teo-Otto-Theater.

Man wollte den klassischen Stoff "leben und atmen lassen", hieß es in der Ankündigung. Und das ging mit jeder Menge Leidenschaft und Lust am Spiel einher. Das zeigte schon der furiose Beginn, als die Schauspieler mit Instrumenten bewaffnet durchs Publikum auf die Bühne spazierten, Masken auf dem Gesicht, zwischen flotter Blasmusik und dem erwähnten griechischen Chor wechselnd. Auffällig war dabei der Unterschied zwischen spartanischem Bühnenbild von Andreas Kreymeier - ein paar Holzgestelle und ein Leinentuch mit der zu erahnenden Kulisse von Verona genügten - und der fantasievollen, knallbunten und aufwendigen Kostümierung von Gabriele Kortmann. Für eine Tragödie war da eine Menge guter Laune, auch im Publikum.

Das lag auch an der Neu-Übersetzung von Christian Leonard, der sich nicht scheute, ein jugendliches Publikum mit Berliner Schnauze und flotten Sprüchen anzusprechen. Passend dazu waren auch sehr viele junge Zuschauer ins Theater gekommen. Die sechs Schauspieler nutzten ständig die Gelegenheit, die vierte Wand zu durchbrechen, indem sie etwa zur Damenwahl beim Sommerfest aufriefen, oder wenn Mercutio bei seinem ersten Auftritt, ganz Galan, durchs Publikum flanierte und mit den anwesenden Damen flirtete. Überhaupt waren die Leistungen der Schauspieler großes Kino: Jeder besetzte mindestens drei Rollen, dazu beherrschten sie ihre Instrumente und sorgten so für mal folkloristische, mal zeitgenössische Musik aus der Zeit Shakespeares und verstanden sich auch noch auf harmonischen Satzgesang. Den allergrößten Respekt also an Vera Kreyer als Lady Capulet, Elisabeth Milarch, die eine hinreißende Julia gab, den zwischen Schwermut und verliebten Gockel pendelnden Benjamin Plath als Romeo, der herrlich berlinernden Amme Stefan Plepp, und das an Pat und Patachon erinnernde Freundespaar Benvolio (Oliver Rickenbacher) und Mercutio (Erik Studtke). Das Ansinnen, Shakespeare auf eine moderne, zeitgemäße Ebene zu heben, war der Berliner Shakespeare Company bei aller notwendigen Werkstreue bestens gelungen. Was für ein Abend!

(RP)
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