Remscheid Rollstuhlsport macht Teilnehmer fit für mehr Selbstständigkeit

Remscheid · In der Rehasportgruppe des TV Hasten lernen erkrankte Menschen, den Rollstuhl anzunehmen und für ihren Alltag zu nutzen.

 Simone Platte aus Wermelskirchen beim Rollstuhl-Training in der Halle West.

Simone Platte aus Wermelskirchen beim Rollstuhl-Training in der Halle West.

Foto: Moll Jürgen

Das Vorwärtsfahren und Bremsen ist noch leicht. Auch die verschiedenen Arten mit dem Rollstuhl zu drehen, sind kein Problem. Doch beim Stampfen braucht man schon etwas Überwindung. Während ich mit dem angehenden Übungsleiter Markus Kanter (17) meine ersten Versuche im Rollstuhlfahren wage, sieht das bei der Rehasportgruppe "Fit und Mobil mit dem Rollstuhl" wesentlich flüssiger, eleganter und vor allem mutiger aus. Das Auffahren auf die Matte ist für die Mitglieder keine Herausforderung.

Seit Dezember 2015 existiert die Gruppe in Remscheid, die, eingebunden in den Turnverein Hasten, immer regelmäßig mittwochs für eineinhalb Stunden in der Halle West trainiert. "Es geht darum, die Behinderung anzunehmen und wieder Selbstständigkeit zu erlangen", erklärt Horst Strohkendl vom Deutschen Rollstuhlverband. Er beschäftigt sich seit den 60er Jahren mit dem Rollstuhlsport, ist selbst allerdings nicht auf den Rolli angewiesen.

Deshalb sieht sich Strohkendel eher als Unterstützer in der Gruppe, der die Methodik erklärt. Die Mitglieder aus Remscheid, Wermelskirchen und Wuppertal tauschen sich über ihre Erfahrungen aus oder geben sich gegenseitig Tipps. Für die meist an Multiples Sklerose (MS) erkrankten Gruppenmitglieder ist das ein wertvoller Bestandteil.

Die Annahme des Rollstuhls kann dauern. Wenn man jedoch wisse, wie man ihn richtig benutzt, könne das helfen, erklärt Heike Kanter (51), selbst Rolli-Fahrerin und Organisatorin der anerkannten Rehasportgruppe.

Deshalb sind auch diejenigen zu einem Probetraining eingeladen, die noch nicht auf den Rollstuhl angewiesen sind. Die benutzen Modelle zählen zu den sportlicheren Varianten. "Der übliche Rolli, den man von der Krankenkasse bekommt, taugt nichts", erklärt Kanter, die, genau wie ihr Sohn Markus, gerade die Ausbildung zur Übungsleiterin absolviert. Für Neulinge und Begleiter stehen drei Übungsrollis zur Verfügung.

Mit so einem bin auch ich unterwegs. Markus Kanter erklärt mir, dass ich zum Stampfen, mit dem man Hindernisse durch kontrolliertes Kippen des Rollis überwinden kann, die Reifen von zwölf Uhr schnell auf zwei Uhr drehen und wieder zurückziehen muss. Gar nicht so einfach. Bei Kanter sieht es so leicht aus. Aber er probiert auch schon seit etwa eineinhalb Jahren Verschiedenes mit seinem Leichtmodell aus, obwohl er gar keinen Rollstuhl braucht.

Die Königsdisziplin der ersten Stunde ist das Wippen. Auf der Matte zieht mich Strohkendl zunächst soweit zurück, dass ich merke, wo mein Kipppunkt liegt. Nach einigen Versuchen funktioniert es schließlich ganz gut ohne Hilfe.

Ein bisschen stolz bin ich schon, dass ich mich überwunden habe. Schließlich hatte ich so meine Zweifel. So gehe es auch vielen Neulingen, merkt Strohkendl an. Aber darum gehe es: wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Heike Kanter betont: "Für mich ist das auch wieder mehr Selbstbestimmung. Ich kann raus, wann ich will und ohne Hilfe".

Rehasportgurppe "Fit und Mobil mit dem Rollstuhl", mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr, Halle West, Wallburgstraße 25. Kontakt: Heike Kanter, Tel. 02191 22795 oder per E-Mail an heike.kanter@t-online.de

(lupi)
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