Remscheid Rendevous mit Bussard Rubens

Remscheid · Zum Saisonabschluss der Falknerei nahm unser Mitarbeiter Tuchfühlung mit einem Raubvogel auf. Die Pflege der Tiere und die Vorbereitung der Flugshow sind aufwendig.

 Rotschwanzbussard Rubens hat auf dem Arm von Hagen Thiele genommen. Der Falknerhandschuh schützt unseren Mitarbeiter vor den scharfen Krallen des Raubvogels. BM-Fotos: Michael Schütz

Rotschwanzbussard Rubens hat auf dem Arm von Hagen Thiele genommen. Der Falknerhandschuh schützt unseren Mitarbeiter vor den scharfen Krallen des Raubvogels. BM-Fotos: Michael Schütz

Foto: Platz

Ein wenig mulmig kann einem schon werden bei Rubens durchdringenden Blicken. Dabei ist der Rotschwanzbussard auf meiner Hand mit seinen 880 Gramm auf den ersten Blick wunderschön, aber nicht einmal besonders imposant - seine stolzen Augen, der lange, spitze Schnabel und die scharfen Krallen sorgen aber für großen Respekt. Daran kann auch der dicke Lederhandschuh, den ich trage, nur wenig ändern. Als das Tier einmal mit den Flügeln schlägt und ich den kraftvollen Luftsog spüre, zucke ich leicht zusammen.

Doch die Sorgen sind unbegründet. Die rund 40 Tiere der Falknerei Bergisch Land sind - so sagt der Falkner - allesamt fachmännisch abgetragen und lassen sich nicht so schnell von äußeren Reizen aus der Ruhe bringen. Selbst zur Saisonabschlussveranstaltung an Allerheiligen, als sich hunderte Besucher auf der etwa 2500 Quadratmeter messenden Anlage tummeln und es nur im Gänsemarsch vorangeht, kommt bei den Greifvögeln kein Stress auf. Kleine Kinder und junge Erwachsene stehen Schlange, um einen Schnappschuss mit den Tieren schießen zu können. Besonders die Kleinsten kennen dabei keine Ängste und halten die Vögel auch schon mal näher an sich heran. Ruben und der Weißkopfseeadler nebenan nehmen es gelassen, drehen vielleicht einmal den Kopf und fixieren die Gäste mit ihren Blicken. Manchmal kann man sich fast fragen, wer da eigentlich wen beobachtet.

 Auch ein Weißkopfseeadler gehört zum "fliegenden Personal" der Falknerei.

Auch ein Weißkopfseeadler gehört zum "fliegenden Personal" der Falknerei.

Foto: Schütz Michael

Bis dahin ist es allerdings viel Arbeit. "Man muss sie von klein auf an Menschen, Autos und andere Dinge gewöhnen", erklärt Karsten Schossow, der zusammen mit seiner Frau Carola die Anlage leitet. Seit 14 Jahren hat sich das Paar ganz der Falknerei verschrieben, seit zehn zeigt es die besonders sehenswerten Flugvorführungen. Die Kernaufgabe der Falkner ist allerdings zunächst einmal die Hygiene und Pflege der Tiere. Für die Reinigung der zehn Vollarien setzt das Ehepaar Schossow auf vier bis fünf ehrenamtliche Helfer. Das Abtragen, also das Halten des Tieres auf dem Falknerhandschuh, nimmt daneben einen Großteil der Zeit ein und geht manchmal auch ganz schön in die Arme. Die meisten Adler wiegen um die vier Kilo, besonders große Arten auch bis zu sechs.

Doch egal, ob klein oder groß, um seinen Tieren etwas beizubringen, nutzt Karsten Schossow Futter zur Belohnung. "Wir setzen auf Zuckerbrot und lassen die Peitsche weg", sagt er und lächelt. So sei eben viel Geduld nötig. Wer nervös ist, überträgt seine Emotionen auf den Vogel, der dann natürlich anderes reagiert als er soll. Hinzukommt die Aufzucht neuer Tiere. Die im April geschlüpften Steppenadler sind mit etwas über einem halben Jahr bereits ausgewachsen und beeindrucken mit einer Flügelspannweite von 1,9 Meter sowie 3,4 Kilo Gewicht. Auch sie wird Karsten Schossow mit genügend Gelassenheit noch ausbilden.

Seine Grundsätze vermittelt der 55-Jährige inzwischen so überzeugend, dass es viele Besucher auch von weiter weg - etwa aus Hannover - hin nach Remscheid zieht. Besonders die Falknerei-Workshops, bei denen die Teilnehmer an einem Tag die Grundlagen im Umgang mit den Tieren kennenlernen, erfreuen sich großer Beliebtheit und werden deswegen auch über den Abschluss der Außensaison bis weit in den November hinein angeboten. Gleiches gilt auch für die abendliche Eulenfütterung, Dämmerwanderung mit Eulen oder Wanderung mit einem Greifvogel. Die Angebote sind nach Terminabsprache buchbar.

Als ich Ruben wieder abgebe und den Handschuh abstreife, ist der rechte Arm angespannt, die Hand geschwitzt, der stolze Blick des Bussards wird wohl lange unvergesslich bleiben.

(RP)
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