Remscheid Remscheider wartet ein Jahr lang auf seine Impfung

Remscheid · Immer wieder rief Wolfgang Kortmann bei seinem Lüttringhauser Hausarzt an, doch die negative Botschaft war stets die gleiche. Die von ihm gewünschte Pneumokokken-Impfung gegen Lungenentzündung sei derzeit leider nicht möglich. Der Grund: Der benötigte Impfstoff sei nicht lieferbar. Auch mit der Polio-Impfung gegen Kinderlähmung (die auch Erwachsene bekommen können) machte Kortmann diese schlechte Erfahrung.

Weil der Hausarzt zunehmend genervt auf seine regelmäßigen Nachfragen reagierte, erkundigte sich der Lüttringhauser regelmäßig bei der Kreuz-Apotheke im "Dorf". Auch in Wuppertal versuchte er sein Glück, ebenfalls ohne Erfolg. Nach einem Jahr kam nun aus Lüttringhausen die Botschaft: Es gibt eine kleine Lieferung mit Impfstoff für die Pneumokokken-Impfung. Abholen darf er ihn selber dort nicht, sein Arzt muss sie bestellen. Darum wird er nun seinen Mediziner bitten.

"Wir haben da eine sehr unglückliche Situation", sagt der Leiter des Remscheider Gesundheitsamtes. Dr. Frank Neveling. "Wir beobachten dieses Phänomen seit einigen Jahren", berichtet Neveling. Auch Medikamente gegen die Krätze seien zwischenzeitlich nicht zu bekommen. Neveling sieht mehrere Gründe. In der Hochzeit der Flüchtlingswelle habe es verstärkte Nachfrage nach Impfstoffen gegeben, das habe zu Engpässen geführt. Diese Phase sei aber vorbei. Schwerer wiege die Konzentration auf dem Pharmamarkt. Manche Impfstoffe würden nur noch von wenigen Firmen produziert. Muss dort eine Charge - etwa wegen Verunreinigung - vernichtet werden, wirke sich das sofort auf den Markt aus. Auch seien die Firmen dazu übergegangen, nicht mehr auf Vorrat zu produzieren, um Lagerkosten zu sparen.

Das Signal an die Patienten sei fatal. "Wir als Mediziner betonen immer, wie wichtig Impfungen sind, und dann können wir die Menschen, die es wollen, nicht impfen."

(hr)
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