Remscheid Remscheider Hausärzten fehlt Nachwuchs für ihre Praxen

Remscheid · Die niedergelassenen Allgemeinmediziner der Stadt sind mit 54,6 Jahren im Schnitt verhältnismäßig alt. Kassenärztliche Vereinigung warnt vor den Folgen.

 Nachwuchs gesucht: Der Beruf des Hausarztes ist für viele junge Mediziner nicht mehr so attraktiv. In Remscheid werden bald einige Praxen frei.

Nachwuchs gesucht: Der Beruf des Hausarztes ist für viele junge Mediziner nicht mehr so attraktiv. In Remscheid werden bald einige Praxen frei.

Foto: end

Bislang kannte man das Problem vor allem aus ländlichen Regionen, doch auch eine Stadt wie Remscheid könnte vom Thema "Hausärztemangel" in einigen Jahren massiv betroffen sein. Diese Ansicht vertrat der niedergelassene Arzt Walter Steege bei dem Diskussionsabend zu den "Perspektiven örtlichen Gesundheitsversorgung", zu dem der Hartmannbund ins Sana-Klinikum geladen hatte. "Wir haben in Remscheid das höchste Durchschnittsalter bei den niedergelassenen Ärzten im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein", sagte Steege, der auch Kreisstellenvorstandsvorsitzender der KV Nordrhein in Remscheid ist. Bereits in den vergangenen Jahren seien fünf Hausärzte der Stadt "verloren gegangen", weil sie ihre Praxistätigkeit beendet und keinen Nachfolger gefunden hätten.

 Mediziner Walter Steege warnt vor "Hausärztemangel".

Mediziner Walter Steege warnt vor "Hausärztemangel".

Foto: HN-

In kritischen Worten schilderte Steege den Diskussionsteilnehmern - darunter auch der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt - die Situation. Laut den aktuellen Zahlen gibt es in Remscheid 66 niedergelassene Hausärzte (Durchschnittsalter 54,6 Jahre) und sechs angestellte Hausärzte (Durchschnittsalter 63,7 Jahre). Gemäß der geltenden Bedarfsplanungs-Richtlinie, die die Versorgung mit niedergelassenen Ärzten regelt, liege die Abdeckung mit Hausärzten in Remscheid bei 111 Prozent. Eine Einschätzung, die nach Ansicht von Steege nicht mehr aktuell ist und dringend reformiert werden muss.

Bundestagsabgeordneter Hardt vernahm die Worte mit Interesse. Offensichtlich müsse das Gesetz in dieser Frage "dringend angepasst werden", erklärte er. Die Mangelversorgung bei Hausärzten müsse beseitigt werden. Der CDU-Politiker notierte sich die Verbesserungsvorschläge und will nun in Berlin initiativ werden.

Ein anderes Problem ist nach Angaben von Steege, dass es immer weniger junge Ärzte gebe, die "in die Praxen wollen". Das liege nicht zuletzt daran, dass sich aufgrund des hohen Numerus clausus vor allem junge Frauen für ein Medizinstudium einschrieben. Denn Frauen hätten im Durchschnitt bessere Abiturnoten als Männer. Und die jungen Ärztinnen würden nach Abschluss des Studiums eben seltener in eine Praxis gehen, weil sie zunächst eine Familie gründen wollten. Statt der Orientierung am Numerus Clausus sei es deshalb besser, bei der Auswahl der Studenten eine Qualitätsprüfung einzuführen.

Bedenklich sei auch, dass es Akademischen Lehrkrankenhäusern in der Peripherie großer Städte- wie etwa dem Sana-Klinikum - nicht gelinge, ausreichend Studenten für das Praktische Jahr anzulocken. "Die Studenten kommen hier nicht an", sagte der Leiter des Remscheider Gesundheitsamtes, Frank Neveling. Er würde sich deshalb eine "Schlüsselzuweisung" der Studenten durch das Land wünschen. Dann könnten auch mehr junge Mediziner dazu motiviert werden, nach Abschluss des Studiums in der Region zu bleiben und zu arbeiten.

(RP)
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