Gutes Taxi-Geschäft in Remscheid Streik führt zu Wartezeiten

Remscheid · Ein leerer Busbahnhof am Friedrich-Ebert-Platz, dafür aber deutlich mehr Verkehr auf den Straßen, etwa an der Trecknase. Der zweite komplette Streiktag wirkt sich in Remscheid ganz unterschiedlich aus. Ein Überblick.

 Ja was denn nun? Widersprüchliche Signale am Kundencenter der Stadtwerke im Allee-Center.

Ja was denn nun? Widersprüchliche Signale am Kundencenter der Stadtwerke im Allee-Center.

Foto: Henning Röser

Ämterhaus

Ohne einen vorher vereinbarten Termin geht im Bürgeramt am Ebert-Platz in der Urlaubszeit grundsätzlich wenig, doch wer am Dienstag unangemeldet kam, hatte sehr schlechte Karten. Im Wartebereich in der ersten Etage weisen Schilder auf die Möglichkeit "erheblich" längerer Wartezeiten durch den Streik hin. "Heute geht nichts mehr", sagt die Frau am Empfang auf Nachfrage. Und das, obwohl die Botschaft vom Streik rund 20 Kunden zu spontanen Absagen verleitet habe.

Zur Notbesetzung gehört auch die Chefin der Meldestelle, Tabitha Henn. Statt wie im Schnitt acht oder neun waren gestern nur drei Schalter besetzt, berichtet sie. Das ist zum Teil (zwei Mitarbeiter) dem Streik geschuldet, hinzu kommen noch Krankheitsfälle und Urlaub. So kommt es zu Wartezeiten von teilweise drei bis vier Stunden — auch für Kunden, die vorher einen Termin vereinbart haben. Das sonst übliche Zeitfenster für Notfälle schließt sich damit an diesem Tag komplett. Ein Kunde rastet völlig aus, weil er warten soll, beschimpft die Chefin, stößt Drohungen aus. Erst als Tabitha Henn ankündigt, den Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zu rufen, lässt der Mann ab. Zum Glück streikt der Sicherheitsdienst nicht auch an diesem Tag.

 Verdi-Mitglieder streiken in der Remscheider Innenstadt.

Verdi-Mitglieder streiken in der Remscheider Innenstadt.

Foto: Röser, Henning

Rathaus

Hier arbeiten im Schnitt deutlich mehr Beamte (sie dürfen nicht streiken) als in anderen Dienststellen. Zusammen mit der Tatsache, dass hier auch die weniger publikumswirksamen Ämter untergebracht sind, spürt man den Streik nur schwach. Klemmt es an anderer Stelle in der Verwaltung, würden aber hier die Drähte glühen. Bei Michael Meyer, Abteilungsleiter in der Personalorganisation, ist am späten Vormittag aber noch kein Notruf eingegangen. Wie viele Kollegen in der Verwaltung streiken, weiß er nicht. "Es gibt keine Offenbarungspflicht", sagt er. Wer streiken will, bleibt zu Hause. Bekommt dann aber auch kein Geld für diesen Tag — es sei denn, er ist in der Gewerkschaft, die aus ihrer Kasse für finanziellen Ausgleich sorgt.

Die Zahl der Mitglieder ist in den städtischen Kitas, bei den Stadtwerken und bei den Technischen Betrieben Remscheid (TBR) deutlich höher. Diese Bereiche organisieren sich und ihre Arbeit selber, seien darin auch geübt, berichtet Meyer. Weil kein Winterwetter die TBR zur Straßenräumung zwingt, waren gestern keine Sondervereinbarungen mit den Mitarbeitern nötig.

Service-Center

Im gemeinsamen Call-Center der drei bergischen Städte mit Sitz in Wuppertal warnt eine Bandansage den Anrufer vor der Möglichkeit längerer Wartezeiten und rät zu einem Anruf am Nachmittag, an dem meist weniger los ist. Doch schon nach einer Minute meldet sich eine freundliche Mitarbeiterin in der Leitung. Und das trotz Notbesetzung.

Taxi

Kontrastprogramm am Allee-Center. Während die Sitze an den Haltestellen der Stadtwerke leer bleiben, reihen sich gegenüber am Teo Otto Theater die Taxen auf und bringen vor allem Senioren nach dem Arztbesuch oder dem Einkauf nach Hause. "Wir haben heute viel zu tun", ruft ein Taxifahrer, bevor er eine alte Dame einsteigen lässt.

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