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Remscheid Remscheid gedenkt Opfern des NS-Terrors

Remscheid · Mit drei Ausstellungen zur Geschichte der Verfolgung der Juden wurde der "Pferdestall" als Stätte der Erinnerung eröffnet.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zollte in einem Schreiben an den stellvertretenden Schulleiter des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, Olaf Wiegand, den Mitgliedern der Geschichts-AG Respekt für ihr Engagement, in Remscheid eine Gedenkstätte für die Opfer des Terrors der Nationalsozialisten einzurichten. Die Israelin Sarit Wasserman, Tochter von Hans Mandelbaum, jüdischer Bürger Remscheids und Opfer des Faschismus, mahnte in einer bewegenden Rede, niemals diesen braunen Teil der Remscheider Geschichte zu vergessen. Das waren zwei Stimmen aus einer ganzen Reihe von Grußworten, die gestern Mittag anlässlich der Eröffnung der Gedenkausstellung an die Pogrome am 9. November 1938 im "Pferdestall".

Der Mühe vieler Schüler und dem Engagement einiger Lehrer des EMA-Gymnasiums ist diese Ausstellung zu verdanken. Sie haben sich gegen alle Schwierigkeiten durchgesetzt, auch in Remscheid einen Ort zu finden, an dem die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse während der Herrschaft der Nationalsozialisten (1933 bis 1945) wach gehalten wird. Während ihrer intensiven Recherchen haben sie Gedenkstätten für den nationalsozialistischen Terror unter anderem in Wuppertal, Köln, Düsseldorf und in der Eifel kennengelernt. Danach stand immer wieder die Frage im Raum: Warum gibt es so einen Ort nicht in Remscheid? In dem ehemaligen "Pferdestall" des Polizeipräsidiums wurden gestern vor 79 Jahren jüdische Bürger wie Vieh eingepfercht. Die übrigen Arrestzellen waren bereits überfüllt. Von dort aus wurden die Menschen in das Konzentrationslager Dachau deportiert. 280 Menschen umfasste die jüdische Gemeinde vor 1933 in Remscheid. Acht von ihnen haben das Jahr 1945 überlebt.

Der Ort hinterm Polizeipräsidium am Quimperplatz ist ein Ort der Schande. Seine Vergangenheit prädestiniert ihn für einen Ort der Erinnerung. Trotz der schwierigen Eigentumsverhältnisse bei dieser Immobilie schafften es die Vertreter der Schule, Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und die damalige Polizeipräsidentin Birgitta Rademacher auf ihre Seite zu ziehen. Mit drei Ausstellungen - "Vor aller Augen" Fotodokumente des nationalsozialistischen Terrors in der Provinz, die "Polenaktion" in Remscheid sowie "das Pogrom" in Remscheid - gaben den Startschuss für dieses Projekt.

Beigeordneter Thomas Neuhaus versicherte als Vertreter der Stadt, weiterhin das Projekt zu unterstützen. Johannes Kessler vom Bergischen Geschichtsverein sagte: "Wenn wir so ein Projekt nicht unterstützen, haben wir unsere Aufgabe verfehlt." Wie die Organisation der Gedenkstätte aussehen soll, ist aber noch nicht geklärt. Die beiden Historiker Jochen Bilstein und Frieder Backhaus haben die Geschichte der Remscheider Juden als erste recherchiert. Bilstein fand die "Judenkartei" im Stadtarchiv. Die Schüler des EMA-Gymnasiums, angeregt durch ihren Lehrer Klaus Blumberg, forschten im Archiv der Schule nach dem Schicksal von jüdischen Schülern. Sie wurden fündig. Eine Tafel und drei Gedenksteine erinnern an die ehemaligen Klassenkameraden.

Frieder Backhaus ging es nicht nur um die Rekonstruktion der Ereignisse, sondern auch um den Kontakt zu den wenigen Überlebenden. Er fuhr daher häufig nach Israel und war das, was man als einen Brückenbauer nennen kann. Seit 2009 gibt es einen regelmäßigen Austausch von Schülern aus Remscheid und Israel. Rachel Rachmann, Botschaftsrat des Staates Israel, dankte für das aktive Bemühen, die Shoa nicht zu vergessen.

Der Wuppertaler Professor Heinz Sünker stellte in seinem Beitrag die Frage: Was hilft gegen den Faschismus? Er berief sich auf das Konzept des Philosophen Theodor W. Adorno und seine "Erziehung zur Mündigkeit". Es ist eine Erziehung, die Widerspruch und Widerstand möglich mache. "Tragen sie dazu bei, dass niemand sagen kann, von diesen Ereignissen nichts gewusst zu haben", appellierte Schulleiter Hans-Heinz Schumacher zum Schluss an die zahlreichen Besucher und Gäste.

(RP)
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