Remscheid Pro familia hat in 40 Jahren viel bewegt

Remscheid · "Früher mussten wir informieren. Heute ist es vielfach unsere Aufgabe, Dinge gerade zu rücken", sagt Leiterin Mauer.

 Gestern feierte das Team von pro familia mit OB Burkhard Mast-Weisz Jubiläum.

Gestern feierte das Team von pro familia mit OB Burkhard Mast-Weisz Jubiläum.

Foto: Nico Hertgen

Der Ortsverband Remscheid von pro familia feierte gestern sein 40-jähriges Bestehen. Wie sich die Arbeit und die Aufgaben der Beratungsstelle in dieser Zeit gewandelt haben, zeigte eine Ausstellung, die das Team zusammengestellt hatte. "Unsere Arbeit spiegelt sicherlich den Wandel in der Gesellschaft wider", sagte Beratungsstellen-Leiterin Sabine Mauer. Zu Beginn stand zum überwiegenden Teil die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung im Fokus der von 31 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufenen Einrichtung.

Die kontroverse Diskussion um die geltende Rechtslage, die in Deutschland seinerzeit sehr heftig geführt wurde und die damit verbundene Verunsicherung der Frauen, zeigte sich auch in Remscheid. Schon 1977 führte pro familia vor Ort 577 Beratungen von Frauen in Konfliktsituationen durch. Nur wenig später erweiterte sich das Feld durch die Ehe- und Sozialberatung.

Im Bereich der Sexualberatung erklärt Sabine Mauer, wie sich die Sichtweisen und Schwerpunkte im Vergleich zu den Gründungstagen verändert haben: "Früher mussten wir informieren. Heute ist es vielfach unsere Aufgabe, Dinge gerade zu rücken." Das betrifft gerade die Veranstaltungen, in denen mit Schulklassen dieses Thema auf pädagogische Weise beleuchtet wird. "Der Pornokonsum, der heute möglich ist und geradezu aufgedrängt wird, setzt die Menschen unter Druck. Letztlich geht es um die sexuelle Selbstbestimmung. Und das ist heute nicht weniger aktuell als es früher war", weiß die Beratungsstellenleiterin. Gleichzeitig seien junge Leute bei Themen wie Schwangerschaftsverhütung und übertragbare Krankheiten immer noch erstaunlich unaufgeklärt. Die Hemmschwelle, Beratung in sehr persönlichen Fragen zu benötigen, ist 40 Jahre nach Einrichtung der Beratungsstelle nicht mehr so groß wie zu Beginn der Tätigkeit. Als Klientel hinzugekommen sind im Vergleich zu den Anfängen von pro familia-Remscheid die Bürgerinnen und Bürger aus Migrantenfamilien. Sie noch mehr zu erreichen, sei ein Ziel in der Beratungsarbeit.

"Bei Muslimen ist es so, dass die Familienmitglieder der dritten Generation auch schon mal in die Paarberatung kommen. Es geht dabei oft um den Konflikt zwischen dem Leben in unserer Gesellschaft und den Erwartungen, die die eigene Familie hat", sagt Sabine Mauer. Rückblickend auf 40 Jahre Beratungsgeschichte zieht die Leiterin eine positive Bilanz. "Insgesamt haben wir viel bewegt." Was sich im Vergleich zur Mitte der 1970er Jahre verändert und positiv entwickelt habe, sei die Vernetzung mit anderen Beratungseinrichtungen und auch der Stadt Remscheid. "Wir bündeln unsere Kräfte im Sinne der Hilfesuchenden. Ein Konkurrenzdenken gibt es da nicht."

(RP)
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