Remscheid Praktikumsplätze für Erzieher fehlen

Remscheid · Stadt und freie Träger bieten nur begrenzte Zahl von Plätzen an - vor allem, weil sie die Kosten scheuen.

 Jacqueline Otto und Isabelle Schorrig wollen Erzieherinnen werden, doch haben sie noch keinen Praktikumsplatz. Vielen Mitschülerinnen geht es ebenso.

Jacqueline Otto und Isabelle Schorrig wollen Erzieherinnen werden, doch haben sie noch keinen Praktikumsplatz. Vielen Mitschülerinnen geht es ebenso.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Am Freitag haben Isabel Schorrig (20) und Jacqueline Otto (22) am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg ihre Zeugnisse zum schulischen Abschluss ihrer Ausbildung zur Erzieherin entgegengenommen. Eigentlich ein freudiger Anlass, wenn da nicht die unklaren Zukunftsaussichten wären. Denn genau wie viele andere Absolventen fehlt den beiden Remscheiderinnen bislang die Aussicht auf ein Jahrespraktikum, das obligatorischer Bestandteil der Erzieherausbildung ist. Nicht nur in Remscheid, sondern auch im näheren Umland haben sich die jungen Frauen ohne Erfolg beworben.

Theoretisch bestünde die Möglichkeit, das Anerkennungsjahr an einem weiter entfernten Ort zu absolvieren. "Dann müssten wir aber ein anderes Kolleg finden, das das Praktikum begleitet", sagt Jacqueline. Außerdem sei ein Umzug etwa nach Köln oder Münster mit der Praktikantenvergütung kaum zu finanzieren. Und die täglichen Arbeitszeiten mit Beginn morgens um 7 Uhr oder früher ließen kaum die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu. Das an die Jahrespraktikanten zu zahlende Entgelt ist generell der Knackpunkt. "Wir haben jedes Jahr ein begrenztes Kontingent für Praktikanten im Anerkennungsjahr", räumt Peter Nowak von der Stadtverwaltung ein. Sieben bis acht Plätze vergibt Remscheid in den 18 städtischen Kitas. "Damit sind unsere finanziellen Möglichkeiten ausgereizt. Und das geht den freien Trägern nicht anders", sagt Nowak. Ein Landesprogramm, das Berufspraktikanten mitfinanziert, ist ausgelaufen. "So etwas müsste wieder aufgelegt werden." Entsprechende Anregungen habe er bereits an das für den Kita-Bereich zuständige Ministerium weitergegeben.

Isabel und Jacqueline würden sogar unentgeltlich arbeiten. Doch dies sehen die Verantwortlichen bei Stadt und Schule kritisch. "Kein Geld zu bezahlen, ist nicht im Sinne des Anerkennungsjahres. Davor warnt die Bezirksregierung ausdrücklich", erklärt Michael Hamacher, Schulleiter des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs. Schließlich könnten die Einrichtungen mit den Praktikanten fast vollwertig ausgebildete Kräfte einsetzen. Auch Peter Nowak findet ein Jahrespraktikum ohne Bezahlung "nicht angemessen". Etwa 15 von 75 seiner Schüler, so schätzt Kollegleiter Hamacher, seien derzeit noch unversorgt. Weniger Interessenten anzunehmen, sei eine Überlegung, berichtet Hamacher. "Würden wir zweizügig in diesem Zweig unterrichten, müssten wir aber über die Hälfte der Bewerber und damit auch solche, mit sehr guten Voraussetzungen ablehnen."

Isabel und Jacqueline haben während ihrer vergeblichen Bewerbungsversuche die Erfahrung gemacht, dass der Offene Ganztagsbereich auch aus finanziellen Gründen kaum Praktikanten einstellt. In den Kitas würden Jungen gerne bevorzugt, weil man an den wenigen Männern im Erzieherberuf sehr interessiert sei. "Und bei der Jugendhilfe arbeiten nicht immer Erzieher. Von ihnen angeleitet zu werden, ist aber Voraussetzung", sagt Isabel.

Wenn sich in diesem Jahr nichts mehr tut, will ihre Freundin die Zeit mit einem Job im Einzelhandel überbrücken. Ob man im nächsten Jahr bessere Chancen habe, sei dahingestellt. Denn dann machen sich wiederum viele Schulabgänger auf die Suche nach einem Praktikantenplatz.

(bona)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort