Ansichtssache Der "Pferdestall" braucht schnell ein gutes Konzept

Meinung | Remscheid · Um das Projekt zum Erfolg zu führen, sollte die Stadtverwaltung nicht darauf warten, wie Düsseldorf sich entscheidet, was aus der Immobilie wird. Sie muss initiativ werden.

 Bisher liegt die Regie für den "Pferdestall" bei Gymnasiasten.

Bisher liegt die Regie für den "Pferdestall" bei Gymnasiasten.

Foto: Peter Meuter

Mit Bekundungen des guten Willens ist es nicht getan. Daran hat es für die Gedenkstätte "Pferdestall" auch in jüngster Zeit nicht gemangelt. Die Eröffnungsfeier hat dies eindrücklich belegt. Die Anerkennung reichte vom Bundespräsidenten, über die Bildungsministerin, dem israelischen Botschafter bis hin zu Hinterbliebenen von Opfern des NS-Terrors.

Aber das Projekt hängt zurzeit noch am Fliegenfänger. Es geht nicht richtig voran. Die Immobilie gehört dem Amt für Liegenschaften Nordrhein-Westfalen. Es müsste sich bereiterklären, dieses Areal an der Martin-Luther-Straße zur Verfügung zu stellen. In welcher Form auch immer. Bisher gibt es da keine Antwort. Um das Projekt zum Erfolg zu führen, sollte die Stadtverwaltung nicht darauf warten, wie Düsseldorf sich entscheidet. Sie sollte besser mit einem belastbaren Konzept für eine "Stätte der lebendigen Erinnerung" auftreten — um ihren guten Willen zu untermauern.

In diesem Konzept müssten wichtige Fragen zuverlässig beantwortet sein. Wer übernimmt die inhaltliche Verantwortung für den Betrieb dieser Gedenkstätte? Gibt es genügend Freiwillige - wie zum Beispiel die Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins - , die einen solchen Betrieb aufrechterhalten können? Wäre es sinnvoll, die Gedenkstätte als eine Außenstelle des Historischen Zentrums zu konzipieren? Und vor allem: Ist die Stadt bereit, dafür Geld auszugeben? Auch wenn es Sponsoren und Fördergelder geben könnte, die Stadt kommt um einen eigenen Beitrag wohl nicht herum. Denn ohne gesicherte Personal- und Betriebskosten funktioniert die Gedenkstätte nicht.

Mit einem fundierten Konzept könnte die Stadt nun beweisen, dass sie die Initiative der Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums wirkungsvoll unterstützen will. Bisher liegt die Regie für den "Pferdestall" noch bei den Gymnasiasten. Aber das ist nur eine Lösung auf Zeit.

Expertise für ein Ausstellungskonzept kann sich die Stadtverwaltung in der Akademie der Kulturellen Bildung in Küppelstein besorgen. Mit Dr. Bünyamin Werker sitzt ein Experte für Erinnerungskultur im Leitungsteam. Oder die Stadt sagt: Wir ziehen uns zurück. Eine Gedenkstätte können wir uns nicht ans Bein binden. Dafür fehlen uns die Kapazitäten. Das wäre eine Haltung. Die Stadtverwaltung könnte aber dann nicht sagen, sie hätte alles versucht. Eine Chance wäre vertan und würde viele enttäuschen.

(cip)
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