Remscheid Perlende Klangmontagen von Philip Glass

Remscheid · Streichquartett der Bergischen Symphoniker spielte amerikanische Kammermusik im Teo Otto Theater.

Keine Angst vor dem Minimalismus neuer Musik. Sie ist nicht eintönig, nicht langweilig, nicht abschreckend. Am Sonntagmorgen erlebten die Zuhörerinnen und Hörer im Teo Otto Theater eine kunstvoll gesponnene Welt voll neuer Farbkombinationen, die im Spiel rhythmischer Überschneidungen und Verschiebungen leuchtende Transparenz entfaltet. Amerikanische Kammermusik vom Allerfeinsten spielte ein Streichquartett der Bergischen Symphoniker um Bratschistin Johanna Seffen. Mit den beiden Violinistinnen Rina Yamade und Shino Nakai sowie Cellist Matthias Wehmer hatte sie neben dem beliebten, farbenprächtigen Dvoráks Quartett Nr. 12 Musik von Aaron Copland und Philip Glass ausgewählt.

Johanna Seffen führte durchs Programm und machte eine einleuchtende Änderung bekannt: Die drei Streichquartett-Stücke von Aaron Copland rahmten nun nicht das Quartett Nr. 3 von Philip Glass, sondern eröffneten gemeinsam das Konzert. Aaron Copland, "Vater" der Minimalisten-Generation, gilt als einer der Komponisten, die dem Jazz Eingang in die klassische Musik gewährten. In seinem "Movement für Streichquartett" aus dem Jahr 1923 legen sich schön schräg klingende, tiefe Akkordlagen unter eine helle Geigenmelodie, die von den anderen Instrumenten aufgenommen und zu energischen Aufbrüchen gesteigert wird.

Im "Lento molto" fällt die Klarheit der hohen Cellomelodie auf, eingebettet in das sanfte Streicherspiel. Flott und temperamentvoll erklingt das Rondino, seine Melodiefragmente finden sich immer wieder harmonisch zusammen, um sich erneut in Unruhezonen zu trennen. Sehr schön ist der Zusammenklang, die Farben der einzelnen Instrumente, deren Spiel gut zu verfolgen ist.

Johanna Seffen erzählte von der Entstehungsgeschichte des Streichquartetts Nr. 4 von Philip Glass. Es entstand 1985 als Filmmusik zum japanisch-amerikanischen Film "Mishima" von Paul Schrader, der das Leben des japanischen Dichters Yukio Mishima in Rückblenden schildert. Mishima hatte 1970 einen rituellen Selbstmord begangen. Das innere Beben, das die Vernetzung und Verschiebungen rhythmischer Bausteine in der Musik von Glass bewirken, faszinierte gleich im ersten Satz "Award Montage", der in flottem Tempo begann und, angeführt von lang schwingenden Celloschichten gemeinsam wie in weiten Wellen von Piano zu Forte und zurück schwang. Die gute Abstimmung, die innere Konzentration des Zusammenhalts gefielen in diesem Musizieren sehr gut. Man kann sich beim Zuhören dieser Musik immer tiefer wie in einem rhythmischen Kokon eingesponnen fühlen.

(RP)
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