Remscheid Noisten fasziniert mit "Global Klezmer"

Remscheid · Wie klingt fröhliche Tanzmusik, wenn sie "scharf" sein soll? Und sich zu Gitarre und Bouzouki, Klarinette und Kontrabass auch indische Schlaginstrumente gesellen? Und zudem sich diese Instrumente in den Höhen und Tiefen, Melodien und Akkorden der Klezmer-Musik austoben? Sie klingt sensationell - noch nie so gehört wie in der Klosterkirche am Freitagabend.

 Reinald Noisten und Shanmugalingam Devakuruparan (v.l.) boten mit Claus Schmidt und Andreas Kneip einen überraschenden Stilmix.

Reinald Noisten und Shanmugalingam Devakuruparan (v.l.) boten mit Claus Schmidt und Andreas Kneip einen überraschenden Stilmix.

Foto: jürgen moll

Exotisch, spannend und faszierend. Manchmal fremd und doch so nah, manchmal aufwühlend, dann wieder gemütlich sowie ausgelassen freudig und auch mal tieftraurig. "Die wahre Melodie lässt sich ganz ohne Stimme singen", sagte Reinald Noisten. Das Ensemble trägt seinen Namen. Klezmer-Musik ist sein Ding.

"Klezmer" heißt die osteuropäische, jiddische Tanzmusik. Über Jahrhunderte gewachsen, sei es Musik, die "drinnen im Herzen singt", erläuterte der Bandleader. Sie wecke Gefühle: Überschwängliche Lebensfreude sei sehr oft zu fühlen, aber auch natürlich traurige Melancholie, die von tiefer Innerlichkeit beherrscht sei. Also: Emotionen pur, keine Show, keine Selbstdarstellung, sondern die reine Freude am Musizieren regiert als Teil menschlichen Lebens. Genau das war zu hören in der Klosterkirche. Durchweg von Anfang bis Ende.

Das Ensemble hat gleichwohl Spaß daran, die Klezmer-Musik zu erweitern. Die Musiker Reinald Noisten (Klarinette, Bassklarinette), Claus Schmidt (Gitarre, Bouzouki), Shanmugalingam Devakuruparan (Tabla, andere Schlaginstrumente) und Andreas Kneip (Kontrabass, Ukulele) lassen die traditionelle Fiddle und das Akkordeon außer Acht, sie benutzen die Instrumente, auf denen sie zu Hause sind. Und heraus kommt etwas, das klingt, wie "Curry auf Oliven" schmeckt. So heißt ihre neueste CD. Das Ensemble Noisten stellte sie vor. Das erste Stück war tatsächlich ein "Scharfer Freylach", ein feuriger, fröhlicher, jiddischer Tanz. Andere Musikstile wie Klassik, Jazz, Flamenco und weitere Einflüsse - von Südeuropa bis zum Nahen und Fernen Osten - schimmerten ohne Rücksicht auf kulturelle Schranken in jedem Stück durch. Tabla, Trommeln und Trömmelchen färbten die Musik kunterbunt. Shanmugalingam schlug immer wieder "krumme" Takte und Rhythmen dazwischen - mit einer Klangfülle, als habe er ein gesamtes Trommel-Orchester hinter sich. Noisten nannte diese Musik "Global Klezmer". Es war echte Weltmusik.

(RP)
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