Remscheid Nach "Köln" - Bündnis stärkt Ehrenamtlern den Rücken

Remscheid · Die Flüchtlingsdebatte verroht. Von Drohbriefen und Steinwürfen in Fenster berichtet Remscheid Tolerant.

Die im Bündnis "Remscheid Tolerant" organisierten Gruppen aus Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Politik, die sich für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge einsetzen, haben in den vergangenen Wochen eine "Verrohung" in der Debatte erlebt.

In Räume der Caritas, der evangelischen Kirche und des Flair-Weltladens in Lüttringhausen wurden Steine in Fensterscheiben geworfen, im Briefkasten fanden sich ausländerfeindliche Flugblätter. Das Auto von Pfarrer Johannes Haus von der Ökumenischen Initiative Lüttringhausen wurde beschädigt. In allen Fällen wurde Anzeige erstattet. Man gehe von ein und demselben "Absender" aus. Das Vorgehen bedeute eine "neue Dimension", berichten die Bündnismitglieder unisono. Hassmails und persönliche Beleidigungen in den sozialen Netzwerken seien mittlerweile schon Alltag.

Die anonymen Urheber griffen zum Teil die Vorfälle aus der Kölner Silvesternacht auf, um das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge in Frage zu stellen, berichtet Haun. Dabei werde zum Teil konkret auf den Fall von zwei Remscheider Schülerinen Bezug genommen, die zum Jahreswechsel in Köln ebenfalls attackiert wurden. Tenor der Flügblatter: Wie kann man sich für Menschen einsetzen, die so etwas tun?

Haun und Sandra Engelberg von der Caritas plädierten gestern vor der Presse an die Ehrenamtler, sich durch diese Aktionen nicht in ihrem Engagement für Flüchtlinge bremsen zu lassen. "Wir wollen den Ehrenamtlern den Rücken stärken."

Engelhard kann zwar aktuell kein Nachlassen der Hilfsbereitschaft erkennen. Doch komme bei einigen Helfern, die zum Teil seit Sommer aktiv sind, irgendwann eine Phase der Ermüdung. Dass Helfer eine Pause einlegten, sei völlig verständlich, sagte Fritz Beinerdorf. Wichtig sei, dass die Menschen sich nicht grundsätzlich entmutigen ließen. Angesichts der Tatsache, dass weitere Flüchtlinge nach Remscheid kommen werden, brauche die Stadt freiwilliges ehrenamtliches Engagement auch weiterhin, sagte Haun. "Wir wollen den Menschen Mut machen, weiterzumachen", sagte Martin Sternkopf von Remscheid Tolerant.

Ziel des Bündnisses sei es zudem, die Debatte zu versachlichen, sagte Haun. Menschen, die den starken Zustrom von Flüchtlingen mit Sorge sehen, bot er Gespräche an. In der Gemeinde ihres Stadtteils würden sie jederzeit offene Ohren finden. Auch bei einer Aktion von Remscheid Tolerant am Samstag, 27. Februar, vor dem Allee-Center stünden die Mitglieder des Bündnisse für Gespräche bereit.

Die IG Metall Remscheid-Solingen plant eine große Willkommens-Veranstaltung für Flüchtlinge. Dafür will sie junge Leute ins Boot holen. Schülerbands könnten am Festival teilnehmen, sagte Marko Röhrig.

(RP)
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