Remscheid Nach dem Abitur hinaus in die Welt

Remscheid · Für viele Abiturienten steht an diesem Wochenende der Abiball an - ein krönender Abschluss der Schulzeit. Danach stellen sich die jungen Menschen neuen Herausforderungen. Vier von ihnen haben wir nach Ihren Zielen gefragt.

 Drei Abiturienten des Leibniz-Gymnasiums (v.l.): Pia Halscheid, Jonas Brocksieper und Berinike Wurm.

Drei Abiturienten des Leibniz-Gymnasiums (v.l.): Pia Halscheid, Jonas Brocksieper und Berinike Wurm.

Foto: Jürgen Moll

Maximilian Zahn (18); RöntgenGynasium

Der 18-Jährige Maximilian Zahn möchte nach seinem Abi keine Zeit verlieren. Er wird im Oktober direkt ein Medizinstudium beginnen. Das Besondere daran: Für seinen Wunsch, später als Arzt in seiner eigenen Praxis zu arbeiten, wird er in die bulgarische Hafenstadt Varna ziehen und dort an der Medizinischen Universität studieren. So erspart er sich die Wartesemester, die er in Deutschland trotz guten Notendurchschnitts ausharren müsste. "Ich wollte keine sechs Jahre warten, bis ich endlich studieren kann", sagt Zahn. Und vorher den Rettungssanitäter zu machen und zu hoffen, dass er irgendwann als Arzt arbeiten kann, war ihm zu unsicher. Im Internet wurde er auf eine Organisation aufmerksam, die deutsche Studenten einen Aufenthalt ins Ausland vermittelt.

"Studieren werde ich auf Englisch. Das Angebot klingt gut, und das Studium ist auch in Deutschland anerkannt." Eine Aufnahmeprüfung musste der sportliche junge Mann absolvieren. "Der Einstellungstest fand in Nümbrecht statt." Abgefragt wurde Wissen aus den Fächern Biologie, Chemie sowie Englisch. "Das war ein bisschen stressig, weil es auch mitten in der Abiturprüfungsphase war." Geschafft hat er es trotz der Doppelbelastung. Die Zusage hat er schon erhalten.

 Maximilian Zahn vom Röntgen-Gymnasium will Medizin studieren.

Maximilian Zahn vom Röntgen-Gymnasium will Medizin studieren.

Foto: Nico Hertgen

In Bulgarien war der 18-Jährige zwar noch nie, dennoch freut er sich auf seine Zeit im Ausland. "Ein wesentlicher Pluspunkt ist natürlich, dass die Universität nah am Goldstrand liegt", sagt Zahn. Sorgen macht er sich nicht: "Ich werde ja mit gut 40 weiteren deutschen Studenten vor Ort sein." Sprachkurse sind ebenfalls im Stundenplan der ausländischen Medizinstudenten integriert. Für Zahn bestünde sogar die Möglichkeit, nach einem oder drei Jahren, von Bulgarien in eine Deutsche Universität zu wechseln, was er vielleicht auch in Anspruch nehmen will. Nach dem Studium möchte er aber auf jeden Fall in Deutschland arbeiten, am liebsten in Remscheid.

"Hier habe ich meine Familie und all meine Freunde. Natürlich würde ich gerne hier bleiben und später auch weiter hier leben und arbeiten. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf die Zeit, in der ich an neuen Herausforderungen wachsen kann."

Pia Sumana Halscheid (17), Leibniz-Gymnasium

Auch Pia Sumana Halscheid möchte Medizin studieren. Doch nach ihrem Abitur wird die 17-Jährige erst ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem Wuppertaler Krankenhaus absolvieren.

"Die Wartezeit bis zum Studium möchte ich für eine gute Vorbereitung nutzen", sagt Halscheid. Außerdem wertet das ihren Durchschnitt von 1,8 nochmals auf. "Danach könnte ich direkt einen Platz an der Uni bekommen." An welcher Uni ist ihr egal. "Düsseldorf oder Witten wären schon cool, aber ich gehe dorthin, wo ich einen Platz bekomme." Hinter der Entscheidung fürs FSJ steckt auch die Idee, sich nach dem Abi nicht wieder direkt zum Lernen hinzusetzten. Den Wunsch, Ärztin zu werden, hegt sie schon lange. In ihrer Familie gibt es einige Mediziner. Ihr Vater ist Intensivpfleger im Krankenhaus. Einige Praktika in diesem Bereich hat die 17-Jährige bereits absolviert. "Der Kontakt zu Menschen macht mich einfach glücklich. Wenn ich ihnen helfen kann, noch viel mehr", beschreibt Halscheid ihre Leidenschaft. Während ihres FSJ wird sie viele Stationen eines Krankenhauses erleben. "Ich werde in der Ambulanz beginnen, doch der OP reizt mich noch mehr, wobei es bestimmt nicht so spannend ist, wenn man nur zugucken kann."

Nach ihrem Studium würde sie gerne in einem Krankenhaus arbeiten, am liebsten in einer kleinen Großstadt wie Remscheid. "Eine allzu große Großstadt sollte es nicht sein. Ich bin eher der ländlichere Typ, obwohl ich nicht als Landarzt arbeiten will." Jetzt freut sie sich auf die neuen Herausforderungen. "Angst habe ich nur davor, mich zu überschätzen. Es ist besser, wenn ich das in diesem Jahr merke, als nach dem Studium."

Berinike Wurm (17) Leibniz-Gymnasium

Auch die 17-Jährige Berinike Wurm hat sich für eine Auszeit nach dem Abi entschieden. Sie möchte als Au-Pair-Mädchen nach Italien gehen, in das Land, in dem sie sich bereits bei einem früheren Schüleraustausch in "la dolce vita" verliebte. "Ich habe die Italiener als sehr gastfreundliche und aufgeschlossene Menschen erlebt und möchte nun für eine längere Zeit dort leben und die Sprache lernen." Später möchte sie nämlich europäische Rechtslinguistik an der Universität zu Köln studieren.

Die Möglichkeit, die nötigen Sprachkenntnisse als Au-Pair zu erwerben, schien der 17-Jährigen besonders attraktiv. "Als Au-Pair ist es meine Aufgabe, mich um die Kinder einer Familie zu kümmern. Daran habe ich ohnehin viel Spaß", erzählt Wurm. "Während meiner Schulzeit habe ich auch die Nachmittagsbetreuung in einer Grundschule übernommen. Auf die zwei Kinder meiner Schwester passe ich auch sehr gerne auf."

Neben ihren Pflichten als Au-Pair, die Kinder zu betreuen und ihre Gastfamilie im Haushalt zu unterstützen, wird sie auch für mehrere Stunden den italienischen Sprachunterricht besuchen.

Von ihrem Auslandsaufenthalt in Italien erhofft sie sich viele neue Erfahrungen: "Ich denke, dass ich selbstständiger zurück kommen werde." Das einzige Problem, das ihr ein wenig in die Quere kommen könnte: "Heimweh könnte vielleicht so ein Gefühl sein, das mir den Aufenthalt in Italien ein bisschen vermiesen könnte. Andererseits denke ich, dass Italien von Deutschland nicht so weit entfernt ist und ein halbes Jahr auch nicht so eine lange Zeit ist."

Jonas Brocksieper (18) Leibniz-Gymnasium

Den 18-Jährigen Jonas Brocksieper zieht es in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Er hat sich nach dem Abitur für ein Freiwilliges Soziales Jahr in den USA entschieden. Über eine christliche Organisation möchte er auf der anderen Seite des Atlantiks in der Jugendarbeit tätig werden. "Ganz genau weiß ich noch nicht, wo ich hinkommen werde", sagt Brocksieper. "Die Möglichkeiten sind Texas, Colorado oder Kalifornien." Ganz fremd sind ihm die Vereinigten Staaten nicht. "Für sechs Wochen war ich mal zum Austausch in Arkansas." Die Sprache spricht er, in der Jugendarbeit kennt er sich aus. In seiner Gemeinde leitet er die Aktivitäten der Jungschar und weiß, worauf es ankommt. "In den USA werde ich unter anderem in Schulen arbeiten und Workshops organisieren und leiten." Auf diese Aufgabe freut er sich: "Das Schöne ist, mal raus zukommen." Als Christ sei es schön, sich in den Glauben zu vertiefen und ein ganzes Jahr Gott widmen zu können.

Nach seinem Aufenthalt in Nordamerika möchte Brocksieper Maschinenbau studieren. Nach dem Studium nach Remscheid zurück zu kehren, wäre für den 18-Jährigen kein Problem. "Ich muss nicht unbedingt weit weg ziehen. Ich hätte allerdings auch kein Problem. in Süddeutschland zu leben. Es kommt darauf an, wo sich die Berufschancen ergeben."

(RP)
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