Remscheid Musik wie hinter einer Wand aus Glas

Remscheid · Die Bergischen Symphoniker eröffnen die Saison mit Beethoven, Hindemith und Schumann. Ein schwieriger Start.

 Serge Zimmermann spielte mit den Bergischen Symphonikern das Konzert für Violine und Orchester von Paul Hindemith.

Serge Zimmermann spielte mit den Bergischen Symphonikern das Konzert für Violine und Orchester von Paul Hindemith.

Foto: K. Miura

Beethoven, Hindemith, Schumann - Generalmusikdirektor Peter Kuhn hat für die Eröffnung der Konzertsaison mit den Bergischen Symphonikern eine Deutschlandreise konzipiert mit großen Namen. Doch die Tour endet an diesem Abend musikalisch in einem Niemandsland. Als säßen die Musiker hinter einer Wand aus Glas. Ihr Spiel erreicht die Zuhörer nicht so, wie man es sich wünscht. Das lag nicht daran, dass die ersten acht Reihen fast leer waren, und das Publikum sich auf den besseren Plätzen im hinteren Bereich platziert hatte.

Das Beste an diesem Abend kam zu Beginn: Beethovens Ouvertüre "Coriolan". Bestechend ist der drängende Rhythmus, der sich zu einem stolzen Schreiten forcieren kann. Spannend wird das Spiel der Musiker an den Gelenkstellen der Komposition, wenn die Dynamik der Streicher gebremst wird, und die Bläser eine Türe weit öffnen für den Blick auf ein nebliges Feld voller Trauerweiden. Am Ende zittern die Cellisten die letzten Töne mit leichter Hand dahin. Beethoven klingt an diesem Abend klar und transparent. Seine Musik driftet nicht ab ins Pathetische. Dort, wo er energisch klingt, überdreht Kuhn nicht. Ein berührender Auftakt.

Von Paul Hindemiths Konzert für Violine berührt zu werden, gelingt an diesem Abend nur an sehr wenigen Stellen. Die Komposition aus dem Jahr 1937 kommt wie ein Koloss daher, der vor musikalischer Kraft manchmal kaum gehen kann, aber auch immer wieder lyrische Ausfallschritte zulässt. Klangfolgen türmen sich auf zu bedrohlichem Getöse. Die Schlagwerker strukturieren kräftig den ausufernden Strudel aus Tönen. Der junge Geiger Serge Zimmermann hat sich dieses Werk als Solist ausgesucht. Es ist erstaunlich, dass ein 25-Jähriger sich am Anfang seiner Karriere weit abseits vom Repertoire bewegt.

Die Geige war Hindemiths Lieblingsinstrument. Er hat ein virtuoses Stück geschrieben, gespickt mit vielen Herausforderungen. Die Komposition wird geprägt durch ein Auf und Ab zwischen Dialog mit und ein Eintauchen in die Hindemith-Welt aus gebrochenen Klängen. Wohlklang wird verweigert. Aber immer wieder schielt der Komponist auf das Erbe der Romantik mit modernen Stilmitteln.

Zimmermann beherrscht sein Instrument meisterlich. Er bevorzugt einen schmalen, fast seidigen Klang, der in den ruhigen Passagen eine schüchterne Zärtlichkeit entwickelt. Im Dialog mit dem Orchester wirkt er aber oft zu schmächtig. Nach dem höflichen Applaus bleibt ein Gefühl der Befremdlichkeit zurück. Der Solist wollte auch keine Zugabe spielen, wie es sonst üblich ist.

Schumanns "Rheinische" Symphonie lebt vom Hang zum Schwärmerischen. In das Jubilieren der Töne mischt sich stets das Gift des Unbehagens. Das Orchester lotet diese euphorischen und melancholischen Welten aus. Es sind instabile Welten. Aber es will sich an diesem Abend kein Glanz einstellen. Die Geschmeidigkeit an vielen Stellen wirkt bemüht und bleibt ohne Spannkraft. Musik hinter Glas. Selten war einem die Musik bei einem Philharmonischen Konzert der Bergischen Symphoniker so fern.

(RP)
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