Remscheid Museum vernichtet historische Filme von Röntgen-Pionier

Remscheid · Für den Historiker und Dokumentarfilmer Dr. Dirk Alt ist es "ein kulturpolitischer und medizinhistorischer Skandal". Das Deutsche Röntgenmuseum in Lennep hat 200 historische Filme vernichtet, die die Arbeit des für den Nobelpreis vorgeschlagenen Radiologen Prof. Dr. Albert Janker dokumentieren.

 Das Röntgen-Museum in Remscheid.

Das Röntgen-Museum in Remscheid.

Foto: HN (Archiv)

Janker (1894-1964) gilt als "Pionier der Röntgenkinematographie", sagt Alt. In dieser Fachrichtung geht es um Filmaufnahmen des durch Röntgenstrahlen entstehenden Bildes. Weil die Filme Unikate waren, sei zentrales Anschauungsmaterial für diesen Forschungsbereich für immer verloren, sagt Alt.

Grund der Vernichtung ist das Material, auf dem gefilmt wurde. Die bis in die 50er Jahre im Film verwendete Nitrozellulose gilt als feuergefährlich und fällt heute unter das Sprengstoff-Gesetz. Es muss in klimatisierten Räumen gelagert werden, weil es sich bei höheren Temperaturen entzünden kann.

Genau diese Lager-Möglichkeit habe es aber in Remscheid nicht gegeben, sagt Arnd Zimmermann, Kulturmanager der Stadt Remscheid. Nach einer Abstimmung mit dem Archiv des Landschaftsverbandes habe die Stadt zusammen mit Feuerwehr und Gebäudemanagement in Remscheid nach einem sicheren Ort gesucht, ihn aber nicht gefunden. "Wir können die Filme ja nicht einfach in eine Garage legen."

Auch eine Anfrage beim Bundesfilmarchiv wurde gestartet, ob dieses die Filme zumindest übergangsweise einlagern könnte. Dies sei dort abgelehnt worden. Auch beim Bundesarchiv sieht Dirk Alt darum ein klares Versäumnis, den für die "relativ geringe Zahl von Filmrollen wäre dort sicher Platz gewesen". Man habe die Bedeutung der Filme offenbar nicht erkannt.

Zimmermann berichtet, dass die Stadt auch erwogen hat, die Filme auf sicheres Material zu kopieren. Die Kosten wären "in die Hunderttausende gegangen." Zudem sei ein Teil des Materials, das im Archiv in Dahlerau gelagert wurde, schon beschädigt gewesen. Am Ende wurde ein Spezialfirma beauftragt, die Filme zu entsorgen. "Die kann man ja nicht einfach auf die Deponie bringen." Sensibilisiert war die Verwaltung spätestens seit der Nachricht, dass vor Jahren ein Magazin mit Nitrozellulose-Filmen auf der Festung Ehrenbreitstein explodiert sei.

Die Filme machten nur 15 Prozent des Nachlasses aus, den die Familie von Janker dem Museum im Jahr 2011 hinterließ, sagt Zimmermann. Für ein angedachtes, aber noch nicht finanziertes Forschungsprojekt der Universität Lübeck zur Arbeit des einflussreichen Mediziners sei immer noch ausreichend Material vorhanden.

(RP)
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