Remscheid Moderner Shakespeare begeistert mit tollen Einfällen

Remscheid · Shakespeare Company Berlin inszeniert "Wie es euch gefällt!" im Teo Otto Theater auf ganz eigene Art.

 Prägnanter Auftritt - die Berliner Shakespeare Company interpretiert den Dichter auf moderne Weise.

Prägnanter Auftritt - die Berliner Shakespeare Company interpretiert den Dichter auf moderne Weise.

Foto: Teo Otto Theater

Wer hat gesagt, dass Theaterstücke vom englischen Dichterfürsten William Shakespeare schwere Kost zu sein haben? Dass dem nämlich ganz und gar nicht so ist, und dass zweieinhalb Stunden gerne auch wie im Flug vergehen können, hat die Shakespeare Company Berlin mit der großartigen und abwechslungsreichen Inszenierung der Shakespeare-Komödie "Wie es euch gefällt!" im mit gut 170 Besuchern recht ordentlich gefüllten Teo Otto Theater eindrucksvoll bewiesen. Unter der Regie von Christian Leonard zeigte das bestens aufgelegte, sechsköpfige Ensemble aber auch, dass moderner Shakespeare nicht gleich zur Leonardo-di-Caprio-Verfilmung werden muss, um, dem Titel gemäß, "zu gefallen".

Vor dem Happy End - denn schließlich befinden wir uns im Genre der "romantischen Komödie", und dort gibt es auch bei Shakespeare ein Happy End - müssen die Schauspieler allerlei Irrungen und Wirrungen überstehen. Und der Beginn ist gar gleich eher tragischer bis dramatischer Stoff: Orlando (mit großartiger Mimik: Thilo Herrmann) wird von seinem älteren Bruder Oliver (hemmungsloser Chauvinist: Nico Selbach, der vor allem als Hofnarr brillierte) ums Erbe betrogen und unterdrückt, er will den Bruder sogar ans Messer liefern, indem er ihn mit dem unbesiegten Hof-Ringer Charles (brachial-bravourös: Daniel Schröder) kämpfen lassen will. Über allem thront der grausame Herzog Frederick (ausdrucksgewaltig: Vera Kreyer), der seine Nichte Rosalinde (von Orlando geliebt: Kim Pfeiffer) genauso schlecht behandelt wie seine eigene Tochter Celia (frech-spitzbübisch: Yvonne Johna). Alle Schauspieler übernehmen übrigens mehrere der insgesamt 15 Rollen.

Des Hofes vertrieben und auf der Flucht, begegnen sich Orlando und Rosalinde im Wald. Sie, als "Mann" Ganymed verkleidet, stellt ihn und seine Liebesschwüre auf die Probe. Ebenfalls mit dabei sind ein scharfzüngiger Narr, ein Herzog, ein Schäfer und "lebende" Bäume. Am Ende stehen mehrere Hochzeiten, "wie es euch gefällt" wird sich da vermählt, aber da keiner übrigbleibt, scheint es zu aller Zufriedenheit gelaufen zu sein. Gespickt ist die Inszenierung der Berliner Shakespeare Company mit allerlei Augenzwinkern und absurden Einfällen. So antwortet Oliver etwa auf einen Shakespearschen Originalton-Redeschwall von Charles im besten Denglisch: "Make it good! And I wish you what!".

Auch die vierte Wand wird immer wieder durchbrochen, das Publikum etwa mit einbezogen, als Orlando im Wald von Arden seine Liebesgedichte an die Angebetete schreibt und aufhängt. Dieser dramaturgische Kniff funktioniert immer und verfehlt seine Wirkung aufs Publikum selten. So auch nicht im Teo Otto Theater. Die handgemachte Musik, die, zwar sehr dezent eingesetzt, dafür aber umso effektiver in der Wirkung ist, rundet einen kurzweiligen Theaterabend wunderbar ab. "Brillant", ist da ein Kommentar aus dem Publikum, dem sich wohl viele Zuschauer anschließen würden. Ebenfalls erwähnenswert sind die zwar minimalistische, aber dennoch gut gelungene Bühne von Bartholomäus Kleppek und die herrlich skurrilen und abgedrehten Kostüme von Gabriele Kortmann.

Bei der hemmungslosen Spielfreude der Schauspieler ist man geneigt, dem schon zum geflügelten Wort gewordenen Zitat aus dem zweiten Akt bedingungslos zuzustimmen: "Die ganze Welt ist eine Bühne und alle, Männer und Frauen, sind nur Spieler." Auf das Ensemble der Shakespeare Company Berlin trifft es hundert Prozent zu.

(RP)
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