Remscheid Löllgen referiert auf Kongress in Brasilien

Remscheid · Der Remscheider Sportmediziner hält beim Treffen, das alle vier Jahre im Rahmen der olympischen Sommerspiele stattfindet, einen Vortrag. Die Teilnahme an der Runde in Santos bezeichnet er als "späte Ehre".

Professor Dr. Herbert Löllgen ist der einzige deutsche Arzt, der Ende August beim Internationalen Kongress für Sportmedizin und Sportwissenschaft (ICSEMIS) referieren wird. Rund 1000 Teilnehmer werden zu dieser bedeutenden Tagung erwartet, die alle vier Jahre im Rahmen der Olympischen und Paralympischen Spiele stattfindet.

Also wird der ehemalige Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Remscheider Sana-Klinikum nach Brasilien reisen, wo der Fachkongress in der bei Sao Paulo gelegenen Stadt Santos stattfindet. Dort werden Wissenschaftler aus aller Welt neueste Erkenntnisse zum Leistungs- und Breitensport vortragen. Professor Löllgen, der mit seiner Frau in Lennep wohnt, nimmt dabei zu einem Thema Stellung, über das er weitreichende, wissenschaftlich fundierte Erfahrungen gesammelt hat.

Zwei Mal war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und hat im Rahmen dieser Aufgabe das mittlerweile europaweit eingeführte "Rezept für Bewegung" angestoßen und auf den Weg gebracht. "Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt wie ein Medikament", erläutert der Facharzt.

Daher wird der Therapievorschlag mit dezidierten und individuell am Patienten orientierten Hinweisen auch wie ein Rezept ausgestellt. Das hat einerseits einen psychologischen Effekt, kommt doch damit der Empfehlung zu regelmäßigem Training die gleiche Bedeutung zu wie einer Arzneiverordnung.

Zum anderen kann das Rezept bei Physiotherapie, Fitnessstudio oder im Sportverein eingereicht werden, wenn man glaubt, das Programm besser unter Anleitung absolvieren zu können.

Viele Krankenkassen übernähmen die Kosten ganz oder wenigstens zum Teil, hat Herbert Löllgen erfahren. Vor jedem Trainingsbeginn sollte natürlich eine sportmedizinische Untersuchung erfolgen. Obligatorisch und unbedingt empfehlenswert sei, dass sich der Patient nach einigen Wochen wieder bei seinem Arzt vorstelle. "Das ist so ein bisschen ein heilsamer Zwang", sagt er hinsichtlich des "inneren Schweinehunds", der mitunter überwunden werden muss, um aktiver zu werden.

Nachweislich senke regelmäßige Bewegung den Blutdruck und wirke präventiv, etwa in Bezug auf dementielle Erkrankungen. Auch für Krebspatienten sei Sport heute Teil der Therapie.

Um sich in Bewegung zu bringen, sei es nie zu spät. "Entscheidend ist der Schritt vom Nichtstun hin zum Etwas tun. Selbst wer mit 65 Jahren noch anfängt, sich mehr und regelmäßig zu bewegen, wird profitieren", ist er überzeugt.

Der diesjährige ICSEMIS-Kongress findet vom 31. August bis zum 4. September unter dem Motto "Saying yes to diversity in Sport" (dt. etwa: "Ja sagen zur Vielfalt im Sport") statt - es ist das dritte Treffen dieser Art nach 2008 und 2012. Die Teilnahme als Referent bezeichnet der Kardiologe und Sportmediziner Löllgen lächelnd als "späte Ehre." Sein Credo, das er seinen Patienten immer buchstäblich ans Herz legt, beherzigt Löllgen bis heute selbst: Zwischen 50 und 60 Kilometer legt der 73-Jährige in jeder Woche zurück - als Jogger.

(RP)
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