Remscheid "Liquid Toxim" auf großer Hip Hop-Reise

Remscheid · Die Remscheider Tanzformation "Liquid Toxim" hat sich für die Weltmeisterschaft der United Dance Organisation (UDO) im schottischen Glasgow qualifiziert. Ende August geht es für die neun Hip-Hop-Tänzer auf große Reise. Bis dahin aber muss noch viel trainiert, organisiert und vor allem auch noch für die Reisekasse gespart werden.

 Mit dem großen Ziel vor Augen trainiert die neunköpfige Formation um Tilim Selva (M.) täglich mehrere Stunden.

Mit dem großen Ziel vor Augen trainiert die neunköpfige Formation um Tilim Selva (M.) täglich mehrere Stunden.

Foto: Jürgen Moll

"Bereit?", fragt Tilim Selva seine Crew, die sich schnell in Position bringt. Sie atmen kurz durch. Selva drückt auf den Knopf, läuft auf seinen Platz - und es geht los: Zu flotter Rap- und Hip-Hop Musik, bewegt sich die Formation dynamisch. Jeder Schritt ist so kraftvoll, als würden sie damit den Parkettboden des lichtdurchfluteten Tanzstudios an der Hindenburgstraße durchbrechen. Mit lässigen Moves bewegen sie sich synchron wie ein fein abgestimmtes Uhrwerk nach vorne, dem großen Wandspiegel entgegen. Diese Choreographie, knapp zwei Minuten lang, an der sie fast ein halbes Jahr arbeiten, kostet die neun Jungs und Mädels im Alter zwischen 15 und 25 Jahren viel Kraft. Das jedoch dürfen sie sich nicht anmerken lassen.

Vor knapp zwei Monaten überzeugten sie mit dieser Choreo bei der Westdeutschen Meisterschaft in Neuss, schafften es auf Platz drei in ihrer Kategorie. Damit qualifizierten sie sich automatisch für die 21. Street Dance World Championship, die vom 24. bis 27. August im schottischen Glasgow stattfindet. Ein Erfolgserlebnis, das die Crew an Tilim Selvas Seite, Profitänzer, Trainer und Inhaber des Remscheider Tanzzentrums, immer noch kaum glauben können: "Das war unfassbar", sagt Denise (21). "Wenn ich mich daran erinnere, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut." Während sie voller Begeisterung erzählen, leuchten ihre Augen, ein breites Lächeln zeichnet sich auf ihren Gesichtern ab. "Wir repräsentieren Remscheid und Deutschland. Das ist einfach wahnsinnig cool".

Nach der riesigen Freude kamen die Ernüchterung und die ersten Bedenken. Glasgow: Die Formation muss reisen, wenn sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen will. Als kleine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne große finanzielle Stütze ist das ein kostspieliges Unterfangen. "Für uns ist es eine Ehre bei einer WM mittanzen zu dürfen, aber natürlich auch eine Kostenfrage", stellt Selva klar. Unterstützung erhalten sie von einigen Sponsoren. Es könnten aber durchaus mehr sein. Outfits und die Fahrten zu den Meisterschaften gehen ins Geld der Hobbytänzer mit Profipotenzial.

Lange hätten sie mit sich gehadert bis sie schließlich - voller Adrenalin - die Flugtickets reservierten: "Wir saßen alle im Studio vor dem Rechner und waren total aufgeregt", erinnert sich Alba (15). Sollten sie es wagen? "Ich fragte, ob sich alle wirklich sicher waren - und drückte auf die Reservierung", erzählt Selva. "Jetzt muss sich der ganze Aufwand auch lohnen", sagt Denise.

Täglich trainieren sie im Studio für mehrere Stunden, gehen immer und immer wieder Schritte, Bewegungen und Bilder durch. Jede noch so kleine Bewegung, Körperhaltung, Ausstrahlung, alles muss sitzen, da ist Trainer Selva Perfektionist. "Anstrengend ist das schon. Aber es lohnt sich, wenn man sieht, bis wohin wir es in nur eineinhalb Jahren geschafft haben", erläutert Alba.

(sebu)
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