Remscheid Letzte Fahrt auf der Bahntrasse

Remscheid · Als touristische Attraktion wollte der Verein "Railroad Patrol" Draisinenfahrten zwischen Lennep und Bergisch Born etablieren. Doch die Stadt sah dafür neben dem geplanten Radweg keinen Platz. Jetzt werden die Schienen entfernt.

16 Jahre dauerte der Dornröschenschlaf des "Balkan-Express". Am Wochenende wachte die legendäre Gleisverbindung auf dem Teilstück von Lennep nach Bergisch Born für wenige Stunden noch einmal auf, denn die Vereine Railroad Patrol und Lennep Offensiv luden zur "Draisinenfahrt in den Mai". Zur ersten Fahrt mit offener Motordraisine, VW-Golf und Kübelwagen — und zugleich auch zur letzten. Denn demnächst werden die Gleise abgebaut, die EWR verlegt entlang der Trasse neue Leitungen — und später soll dort ein Radweg entstehen.

Mit einem Dutzend Helfern, die für die Beköstigung der Wartenden und das geordnete Einchecken sorgen, unterstützt Lennep Offensiv-Vorsitzender Thomas O. Schmittkamp das Railroad-Patrol-Team. Das nutzt die Gelegenheit, die wunderschöne Eisenbahnstrecken noch einmal zu beleben und per Video gleich auch auf andere Railroad-Leckerbissen hinzuweisen.

Abschied mit Wehmut

Die vielen Gäste, die am Freitag bis in die späten Abendstunden kamen und am Samstag dafür sorgten, dass die Fahrten bereits früher als geplant beginnen konnten, waren dafür dankbar. "Das hat was, es ist landschaftlich wunderbar", lobt Dieter Börsch den "Blick hinter die Kulissen, wie man ihn von der Straße aus nicht hat". Dafür kommen manche sogar von weit her. "Wir sind extra aus Bad Neuenahr gekommen", erzählen Björn und John Hennicke, die früher in Lennep wohnten, die sich als Eisenbahnfreunde die letzte Tour auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Ebenso wie die Lenneper Kläre und Rolf Lüdorf. "Wir haben gedacht, das ist das letzte Mal. Da muss man dabei sein." Ein bisschen Wehmut schwingt jedenfalls bei vielen mit, die sich von den Railroad-Patrol-Vorständen Andreas Gartmann oder André Holznagel bis zum ehemaligen Bahnhof Bergisch Born und wieder zurück fahren lassen.

"Hier bin ich früher zum Augenarzt nach Lennep gefahren", erinnert sich eine Frau, die mit ihrem Sohn unterwegs ist. "Damals kam es mir schneller vor, und es ist ein bisschen lauter." Doch ansonsten erinnert vieles an frühere Zugfahrten. Das Rumpeln auf den Gleisen, die noch tadellos in Ordnung scheinen. Der Blick in die Landschaft, die von der Trasse aus noch schöner als von der vielbefahrenen Bundesstraße 51 erscheint, an Natursteinmauern vorbei, wo die Trasse tief ins Gestein eingeschnitten ist. Nur an der Unterführung, wo das Gleis die Straße quert, stört "Zivilisationsmüll". Signalanlagen gibt es nicht mehr, auch keine Weichen. Abgesehen von denen am Bahnhof Bergisch Born, wo die Fahrt noch ein wenig langsamer wird und endlich stoppt, bevor es im Bummeltempo wieder zurückgeht.

An Zaungästen und Fotografen vorbei, während sie "den letzten Zug" dokumentieren.

(RP)
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