Remscheid Lenneper pflegt die Erinnerung

Remscheid · Viel Arbeit investierte der Rentner Armin Lindermann, um die alten Streckenkilometersteine der Balkantrasse instand zu setzen. Sie dienten den Lokführern einst als Orientierung. Jetzt sind sie Zeugen einer vergangenen Ära.

 Armin Lindermann schwang gestern zum letzten Mal den Pinsel. Alle Steine sind jetzt instand gesetzt. Die Zahlen 17 und 8 bedeuteten: In 17,8 Kilometern geht es in Pfeilrichtung zum nächsten Fernsprecher.

Armin Lindermann schwang gestern zum letzten Mal den Pinsel. Alle Steine sind jetzt instand gesetzt. Die Zahlen 17 und 8 bedeuteten: In 17,8 Kilometern geht es in Pfeilrichtung zum nächsten Fernsprecher.

Foto: Nico Hertgen

Lennep Wenn es ein "Remscheider Verdienstkreuz" gäbe – Armin Lindermann hätte es verdient. Seit Wochen ist der "Unruheständler", wie er sich selbst lachend bezeichnet, auf dem neuen Panoramaradweg unterwegs und setzt alte Wegmarkierungen instand.

 Holger Piwowar mit Marcus und Tordis Schmalbein (v.l.).

Holger Piwowar mit Marcus und Tordis Schmalbein (v.l.).

Foto: Hertgen

Nachdem er am Trassenrand den ersten, zerbrochenen Streckenkilometerstein der alten Bahnstrecke entdeckt hatte, war sein Ehrgeiz geweckt: "Da wusste ich: Die nächsten Wochen verbringst du auf der Trasse." Er suchte nach weiteren Steinen, musste dazu Böschungen hinauf und hinab kraxeln. 102 Kilogramm wiegt so ein Kilometerstein, der früher den Lokführern im Abstand von 100 bis 200 Metern zur Orientierung diente. Lindermann zog und bugsierte die schwere Fracht aus dem Kiesbett, reinigte und sanierte sie. Wo die Ziffern nicht mehr erkennbar waren, fertigte er Schablonen an, um sie originalgetreu wieder in den Beton einzubringen. Dann schleppte er Beton, Sand, Kies und Wasser auf den Weg, hob ein Loch aus und setzte Stein für Stein ein.

Letzter Stein wurde gestern gesetzt

Gestern legte der drahtige 75-Jährige letzte Hand an den Hektometerstein hinter der Tennishalle in Bergisch Born. Nach der Grundierung erfolgt der Anstrich mit weißer und schwarzer Farbe. Etwa 14 Arbeitsschritte investiert er in jeden Stein. Da die Messungen früher vom Bahnhof Oberbarmen erfolgten, ist man an dieser Stelle exakt 17,8 Kilometer von dort entfernt. "Die Abmessungen stimmen genau", betont Lindermann. Der frühere technische Berater hat sich die handwerklichen Fertigkeiten selbst angeeignet. "Man darf nicht sagen: Das kann ich nicht. Man muss es einfach ausprobieren", findet er.

Eigentlich könnte er doch auch den heimischen Garten umgraben, die Wohnung tapezieren oder einfach mal die frische Luft bei einem Spaziergang genießen. Warum also engagiert sich der agile Rentner so für die Allgemeinheit? Klare Antwort: Weil er von dem Projekt "Balkantrasse" überzeugt ist. "Wenn ich sehe, wie viele Menschen schon vor der Eröffnung diesen Radweg nutzen, macht mir das einfach riesigen Spaß", sagt Armin Lindermann.

Unterstützung erhält er von seinen Kindern. Sohn Heiko hat das Material gesponsert, Sohn Ingo hat ihm beim Ausgraben besonders schwerer Steine geholfen. Bürgerschaftliches Engagement ist für den rüstigen Senior nichts Neues, ist er doch seit 40 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Lennep aktiv: "Wenn aller Idealismus verlöschen würde, sähe die Welt traurig aus", sagt er und fügt hinzu: "Viele fragen vielleicht: Warum lässt du das nicht die Stadt machen? Die Stadt kann es aber nun nicht mehr, also tue ich es", sagt Lindermann und irgendwie klingt das ganz selbstverständlich.

(RP)
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