Remscheid Lenker der größten Schule geht von Bord

Remscheid · Holger Schödder hat 27 Jahre die Geschicke des Berufskollegs Technik geleitet und viele Prozesse angestoßen. Jetzt widmet er sich Ehrenämtern.

 Holger Schödder ist stolz darauf, dass "seine" Schule über einen hochmodernen Laborraum für Automatisierungstechnik verfügt.

Holger Schödder ist stolz darauf, dass "seine" Schule über einen hochmodernen Laborraum für Automatisierungstechnik verfügt.

Foto: jürgen moll

Die Umzugskartons stehen im Büro parat. Es herrscht dort aber keine Aufbruchstimmung. Wenn Holger Schödder am 29. Januar als Schulleiter des Berufskollegs (BK) Technik in den Ruhestand wechselt, hinterlässt er eine Schule, die einen guten Zulauf hat und sich in der Schullandschaft stark positioniert hat. Deren Gebäude energetisch auf einem aktuellen Stand und technisch gut ausgestattet ist. Eine Schule, die ein breites Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten und "eigentlich alle möglichen Schulabschlüsse bietet - inklusive Abitur", sagt der 65-Jährige. Ein Berufskolleg, das seit einigen Jahren als Plattform des Remscheider Ausbildungsmarktes in der Region in aller Munde ist.

Was er aber sehr gerne zu seinem Ausstand gesehen hätte, sei ein Lehrstuhl der Bergischen Universität Wuppertal in Remscheid - so wie es in Solingen bereits gelungen ist. Hier eine Weiterbildungseinrichtung mit zu etablieren, in der Berufstätige einen Hochschulabschluss erwerben können, wäre sein Traum gewesen. "Es würde junge Menschen an Remscheid, an die Region binden", sagt der gebürtige Bergische. Mögliche Sponsoren ließen sich in Remscheid sicherlich finden.

Von einer Ansiedlung des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung an der Neuenkamper Straße - neben dem BK Technik - hätte er sich nicht nur Synergien versprochen, sondern eine Stärkung des Berufskolleg-Standorts Remscheid. "In Zeiten, in denen sich Schülerzahlen halbiert haben, konkurrieren wir mit Städten wie Düsseldorf und Wuppertal", mahnt er. "Aber der Standort des Neubaus ist eine politische Entscheidung", fügt er diplomatisch hinzu, denn dieser Beschluss steht noch aus.

In den 27 Jahren seiner Dienstzeit als Schulleiter des Berufskollegs Technik habe sich das Bild vieler Berufe gewandelt, - Schödder: "Sie sind viel anspruchsvoller geworden." - sind Lehrpläne umgekrempelt worden, hat sich die Art der Vermittlung von Lernstoff stark geändert. Vieler dieser Prozesse hat er aktiv mitgestaltet. "Wir sprechen nicht mehr von Fächern, sondern von Lernfeldern, abgeleitet von betrieblichen Abläufen, an denen fachübergreifend viele Lehrer beteiligt sind", sagt der Solinger, dessen familiäre Wurzeln im Stadtteil Burg liegen. Auf Bundes- und Landesebene hat er an diesen neuen Lehrplänen mitgearbeitet. Folglich saß sein Kollegium stets an der Quelle und lag so in didaktischer Hinsicht immer vorn.

Nach dieser langen Zeit als Chef der größten Schule Remscheids (1680 Schüler, 52 Lehrer) erfüllt Holger Schödder tiefe Dankbarkeit - dafür, dass er "sehr engagierte Kollegen" hatte, eine große Unterstützung der Stadt Remscheid bei Ausstattung und Sanierung des Schulbaus aus den 60er Jahren und einen Beruf ausüben durfte, für den er bis heute "brenne". Insbesondere der Praxisbezug des Unterrichts am Berufskolleg böte die Möglichkeit, Jugendliche zu motivieren. "So gelingt es auch, selbst der kleinen Gruppe schwieriger, frustrierter Schüler Erfolgserlebnisse zu bescheren, sie zu begeistern und ihr den Weg in den Beruf zu ebnen." Für ihn stand immer der Schüler im Mittelpunkt des Handelns.

Für den Ruhestand hat sich Holger Schödder einiges vorgenommen - weiteres Engagement im Schlossbauverein, im Lions-Club Remscheid, in diversen Gremien und das Fotografieren. Das Künstlerische wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Großvater, ein "Hasenclever", war Kunstmaler, für den er später Motive mit der Kamera einfing.

(RP)
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