Remscheid Langelüddecke: Ausbildung muss reformiert werden

Remscheid · Volles Haus ist etwas anderes - dabei war das Thema ein durchaus aktuelles und wichtiges: Keine zehn Interessierte waren zum Presseclub in die Denkerschmette gekommen, um mit Rainer Langelüddecke zu diskutieren. Der jetzige Kölner und ehemalige Lenneper arbeitet für den Fachverband der Werkzeugindustrie und hatte im Mai mit einem offenen Brief Aufsehen erregt, in dem er Thesen zur "Reform der Ausbildung für Flüchtlinge" aufgestellt hatte.

Diesen offenen Brief hatte Langelüddecke in den vergangenen Wochen an rund 800 Prominente in Politik, Verwaltung, Spitzenverbänden, die Industrie- und Handwerkskammern und Journalisten verschickt. In seinen Thesen fordert Langelüddecke nicht nur ein Umdenken in Sachen Ausbildung, es ist gar von einem Tabubruch die Rede. Dieser Tabubruch betreffe vor allem das duale Ausbildungssystem, das in Deutschland nicht zu Unrecht einen enorm hohen Stellenwert hat. "Aber viele der 600.000 jungen Flüchtlinge in Deutschland sind funktionale Analphabeten", sagte Langelüddecke und fuhr fort: "Das heißt, dass sie nicht nur die deutsche Sprache lernen müssen, sondern auch noch das lateinische Alphabet." Da sei es nur folgerichtig, dass sie eine Ausbildung, so wie sie heute angeboten wird, gar nicht schaffen könnten. Und so müsse es, um in Zeiten des drohenden Fachkräftemangels dieses hohe Potenzial nutzen zu können, zusätzlich zur dualen eine mehrstufige und eine Teilzeit-Ausbildung geben.

Das wichtigste sei die Sprache, das betonte auch Fred Schulz, der ebenfalls in die Denkerschmette gekommen war. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft fand die Gedanken Langelüddeckes sehr interessant, und ergänzte sie gleich um zwei wichtige Punkte: "Ein Großteil der Flüchtlinge will gar keine Ausbildung, die Menschen wollen arbeiten und Geld verdienen. Und was machen wir mit all jenen Nicht-Migranten, die ihrerseits von einem Mehrstufenmodell profitieren würden, weil sie sonst durchs Raster fielen?"

In der angeregten Diskussion in der Denkerschmette waren sich die Beteiligten weitgehend einig, dass die Sprachkompetenz der Flüchtlinge entscheidend für eine gelungene berufliche Integration sei. "Aber man muss auch sehen, was an Kursen angeboten wird und wie schwer es teilweise ist, da reinzukommen", warf einer der Zuhörer ein. Eine Frau ergänzte: "Arbeitgeber, Arbeitsagentur und Job-Center muss man das auch nahebringen. Und man darf dabei auch das Thema 'Ausbildung für junge Frauen' nicht vergessen."

(RP)
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