Remscheid Landwirt muss für Unterschlagung in 27 Fällen zahlen

Remscheid · Der Mann aus Halver soll auch für die Güllekatastrophe an der Neye-Talsperre verantwortlich sein.

Ein höchst ungewöhnlicher Fall wurde jetzt vor dem Schöffengericht in Lüdenscheid verhandelt. Im Jahr 2013 hatte ein Landwirt aus Halver 90 Milchkühe von einer Leasing GmbH in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) geleast. Der Mann hatte die Kühe zuvor ersteigert, der Leasinggeber bezahlte die Kühe, der Landwirt mietete sie dann zurück.

2014 kam der Bauer aus Halver in finanzielle Schwierigkeiten und musste einen Offenbarungseid ablegen. Darauf geriet er mit den Leasingraten - rund 4000 Euro monatlich - in Zahlungsrückstand. Als Vertreter der Leasinggesellschaft in Halver vorbeischauten, fehlten 34 Kühe.

Ein Teil der Tiere war vermutlich verendet, einen anderen Teil hatte der Landwirt schlachten lassen und das Geld dafür behalten. Das widersprach dem Vertrag. "Ein Auto, dass man geleast hat, darf man ja auch nicht einfach verschrotten lassen", erklärte David Theile, stellvertretender Pressesprecher des Landgerichts Hagen und auch zuständig für das Amtsgericht in Lüdenscheid.

Die Anklage lautete auf Unterschlagung in 27 Fällen - pro Tier ein Fall. Konkret nachweisen konnte man dem Landwirt 16 Fälle von Unterschlagung. Der Halveraner Landwirt war zum Teil geständig, er wurde aber auch durch mehrere Zeugenaussagen belastet. Das Schöffengericht verurteilte ihn wegen "veruntreuender Unterschlagung" zu 120 Tagessätzen von je 25 Euro - also insgesamt 3000 Euro. Damit gilt der Mann als vorbestraft.

Demnächst dürfte dem Landwirt noch größerer Ärger ins Haus stehen. Denn von seinem Hof aus flossen am 18. März 2015 insgesamt 1,7 Millionen Liter Gülle in den Neyebach und vor dort in die Neye-Talsperre (BM berichtete). Der Remscheider Energieversorger EWR, Besitzer der Talsperre, will Schadensersatz haben und bereitet derzeit eine Klage vor. Außerdem ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in Hagen wegen der Güllekatastrophe.

(RP)
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