Remscheid Kompromiss für Alleeöffnung?

Remscheid · Geschäftsleute brauchen die Öffnung der Alleestraße für den Autoverkehr, Anwohner fürchten um die Sicherheit. Eine alternative Straßenführung könnte für beide die Lösung sein. Sie wurde bei der Bürgerversammlung laut.

Wo zunächst die Fronten klar abgesteckt schienen, ging man am Ende aufeinander zu. Nach einer lebhaften, aber zumeist sachlich geführten Debatte um die vom Rat beschlossene probeweise Öffnung der unteren Alleestraße zeigte sich bei Gegnern und Befürwortern der Maßnahme schließlich sogar so etwas wie Kompromissbereitschaft.

Finanzierbare Lösung

Rund 50 Bürger waren am Dienstagabend ins Rathaus gekommen, um Vertretern der Stadt ihre Argumente für oder wider den Rückbau der Fußgängerzone darzulegen. Da waren auf der einen Seite die Geschäftsleute, die sich von einer Öffnung für den Autoverkehr mehr Belebung, eine bessere Erreichbarkeit ihrer Läden und dadurch mehr Umsatz erhoffen. "Geschäfte leben von Kundenfrequenz. Die Teilöffnung ist für viele nicht die bevorzugte Lösung, aber wohl die einzige, die sich finanzieren lässt", sagte Einzelhändler Harro Schmidt.

Demgegenüber standen Sorgen vor einer erheblichen Mehrbelastung durch Lärm und Emissionen sowie Ängste bezüglich der Fußgängersicherheit. Gerade die Bewohner des nahe gelegenen Alten- und Pflegeheims "Der Wiedenhof" haben größte Bedenken, dass sie durch das erhöhte Verkehrsaufkommen nicht mehr ungefährdet zum Einkaufen auf die Alleestraße kommen. Bewegung kam indes in die Überlegung der Verkehrsführung. Bislang sollten die Fahrzeuge in Schrittgeschwindigkeit vom Markt in die Alleestraße ein- und durch die steile Mandtstraße ausfahren. Gegen diese Lösung gab es erhebliche Vorbehalte. "Warum denkt man nicht an die Wilhelm-Schuy-Straße? Die ist wesentlich flacher, und die Autos könnten dann am Ebertplatz vorbei gelenkt werden", schlug ein Bürger vor. Diese Idee schien auch bei den Kritikern anzukommen. Oliver Knedlich, Sprecher der Wirtschaftsjunioren, regte eine Konzeptentwicklung im kleinen Kreis zusammen mit Fachleuten an.

"In anderen Städten schlimmer"

Dem Untergangsszenario, das Georg-Eike Dalchow vom Rheinischen Einzelhandelsverband bezüglich der "verelenden und ausblutenden Einkaufsstraße" zeichnete, erteilte der sichtlich verärgerte Stadtplanungsamtsleiter Hans-Gerd Sonnenschein eine Absage: "Die Probleme sind vielschichtig. Aber in anderen Städten sieht die Situation noch viel schlimmer aus als bei uns." Dass die Öffnung für den Fahrzeugverkehr nicht der Weisheit letzter Schluss zur Lösung der Probleme des Handels ist, brachte Seniorenbeiratsmitglied Inge Brenning unmissverständlich auf den Punkt: Geschäfte, die wenig einladend seien, zögen bestimmt keine Kundenströme an. In diese Kritik bezog sie ausdrücklich auch einige der anwesenden Händler ein.

(RP)
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